The standpoint of a nation’s art
always is the standpoint
of a nation’s humanity.
Adalbert Stifter
In Vorlese- und Mitmachangeboten werden die böhmischen Wurzeln von Otfried Preußler und seinen beliebten Kinderbuchfiguren erkundet.
Das kleine Gespenst, die kleine Hexe, der Räuber Hotzenplotz: Die bunte Figurenschar aus der Feder Otfried Preußlers bevölkert bis heute die Kinderzimmer. Weniger bekannt ist, wie viel von der Heimat des 1923 in Liberec/Reichenberg geborenen Autors in diesen Werken steckt. Die böhmische Sagenwelt ist hier ebenso präsent wie der Alltag auf den Dörfern und in den Städten, auch Spuren der wechselvollen Geschichte lassen sich entdecken. So hat das kleine Gespenst schon im Dreißigjährigen Krieg mitgemischt und besucht regelmäßig die Ritter im Ahnensaal seines Schlosses; Preußler hat sich zu diesem Buch von den Erzählungen seiner Großmutter Dora über die Weiße Frau inspirieren lassen. „Hotzenplotz“ ist der deutsche Name einer Stadt in Mährisch Schlesien (tschechisch Osoblaha).
Wir reisen mit unseren großen und kleinen Gästen in unserem Zelt auf dem Forschungscamp durch Preußlers böhmische Welten – mit Vorleseaktionen, Mitmachangeboten und vielem mehr.
Auf dem Potsdamer Tag der Wissenschaften 2024, organisiert von proWissen Potsdam e.V., werden Hochschulen, Schulen und Forschungseinrichtungen ihren Arbeitsalltag jenseits der Institutsmauern präsentieren. Außerdem werden Schülerinnen und Schüler zeigen, wie sie sich im Unterricht mit Wissenschaft beschäftigen.
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen seines Jugendprogramms #eastplorers, in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder.
Den Hohnsteiner Kasper schuf 1928 Max Jacob mit seiner Puppenbühne in Hohnstein in der Sächsischen Schweiz. Von hier aus zogen die charakteristischen Figuren mit den geschnitzten Köpfen in die Welt. Das „Kasperle-Theater“, volkstümliche Unterhaltung, die auch der Information, dem Klatsch und dem Tratsch diente, entwickelte sich bald zu einer anspruchsvollen Theatergattung. 2021 nahm die Deutsche UNESCO-Kommission die Tradition des „Kasper-Theaters“ schließlich als schützenswertes Kulturgut in das Verzeichnis „Immaterielles Kulturerbe“ auf.
Der Puppenspieler Harald Schwarz kam 1921 in Teplitz-Schönau zur Welt. Er war hochmusikalisch, ein erfahrener Komponist und versierter Interpret. Auch war er der letzte Bühnenleiter, der die Hohnsteiner Tradition bis 1995 und damit am längsten fortführte. Jahrzehntelang (von 1939 bis Ende der 1960er Jahre) spielte Schwarz das beliebte traditionelle oder leicht abgewandelte Hohnsteiner Kasperspiel Jacobʼscher Prägung. Ab 1970 ließ er sich für seinen vom Musical beeinflussten Stil in Prag völlig neue Hand- und Stabfiguren herstellen, die sich durch ihre Größe und Fernwirkung auszeichneten. Zu seinen erfolgreichsten Inszenierungen für Erwachsene aus dieser neuen Ära zählt die Puppentheateradaption „Der brave Soldat Schwejk“ (1971). Die Stücke wurden im gesamten Bundesgebiet, in Tschechien, Italien, Südamerika und den USA gezeigt: Schwarz fungierte dabei als Bühnenleiter, Puppenspieler, Texter und Musiker.
Einführung: Markus Dorner (Ausstellungskurator)
Eintritt: 70 Kč / 40 Kč
Eine Veranstaltung des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Regionalmuseum Teplice und dem Museum für PuppentheaterKultur Bad Kreuznach.
Worin unterscheiden sich das Leben und die Poetik von Franz Kafka und Richard Weiner, und wie thematisieren beide Autoren Emotionen in ihrem Werk? Wir laden Sie herzlich zu einem Vortrag von Filip Charvát (Philosophische Fakultät, Karlsuniversität) ein, den Sie am Dienstag, den 14. Mai 2024 um 18 Uhr im unteren Saal des Instituts für tschechische Literatur des CAS (Na Florenci 3, Prag 1) besuchen können.
Der Eintritt zur Vorlesung ist frei und ohne Anmeldung.
Die Vortragsreihe zur Rezeption der Werke Franz Kafkas findet in Kooperation mit dem Adalbert Stifter Verein, e. V. – Kulturinstitut für die böhmischen Länder, München (Deutschland); Bohemicum, Centre for Czech Studies, Regensburg (Deutschland) und dem Tschechischen Literaturzentrum, Prag – Brno (CZ) statt.
Ein Nachruf von Peter Becher
Mit Peter Demetz, der das unglaublich hohe Alter von 101 Jahren erreicht hat, ist der letzte der großen Prager Germanisten gestorben, nach Hugo Siebenschein, Eduard Goldstücker und Kurt Krolop. Wen auch immer man von Demetz sprechen hörte, stets war die Stimme einen Grad wärmer und einen Ton heller. Als Prager Augenzeuge eines ganzes Jahrhunderts hat er nicht nur erlebnisreiche Kinder- und Jugendjahre in Prag und Brünn verbracht, sondern auch früh erleben müssen, wie seine Lebenswelt immer enger und bedrohlicher wurde, wie der nationalistische und rassistische Wahn das fragile Gebilde der tschechoslowakischen Demokratie in wenigen Jahren zerstörte, eine Demokratie, die vielleicht zu einem stabilen Faktor der mitteleuropäischen Staatengemeinschaft geworden wäre, wenn sie nur 10, 15 Jahre länger Zeit gehabt hätte, ihre unterschiedlichen Nationalitäten zu integrieren und ein gemeinsames Staatsempfinden zu entwickeln.
Wieviel Kraft muss es gekostet haben, nach der Trennung seiner Eltern, dem Tod seiner Mutter in Theresienstadt und der Zwangsarbeit wieder neue Zuversicht zu schöpfen. Wie groß mag schon bald die Enttäuschung nach der kommunistischen Machtergreifung gewesen sein, als er das Siebenscheinsche Seminar verließ und den Weg ins Exil einschlug. Demetz ging über die grüne Grenze nach München, wo er für Radio Free Europe arbeitete, schließlich emigrierte er weiter in die USA, wo er noch einmal studierte, an der Yale University zum zweiten Mal promovierte und dort zuletzt eine Professur für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft innehatte.
Als ich 1986 die Geschäftsführung des Adalbert Stifter Vereins übernahm, hat Demetz auf meine Anfragen zum Tschechoslowakischen Staatspreis postwendend geantwortet, - postwendend, das war damals, als es bei uns weder Fax noch Email gab, noch ganz wörtlich zu verstehen: Die Post brachte mit jedem Brief aus dem Ausland das prickelnde Gefühl einer besonderen Sendung ins Büro, das durch die ausländische Briefmarke und das amerikanische Briefformat ebenso verstärkt wurde wie durch den Absender und die nicht selten handschriftlich verfasste Anschrift.
Das Münchner Kolloquium über Josef Mühlberger (1987) und das Berliner Kolloquium über den Prager Kreis (1988) waren weitere Stationen der Begegnung, aus denen regelmäßige Besuche wurden, wenn der Reiseweg von Demetz nach München führte. Meist war es das Hotel Schlicker im Tal, in dem wir ein Zimmer für ihn besorgten, in dem er gerne abstieg, vielleicht, weil es sich auch "Zum goldenen Löwen" nennt, was eine Reminiszenz an den böhmischen Löwen bewirkt haben mag.
Zu den gemeinsamen Veranstaltungen zählten die "Rede zur Kultur", die Demetz im Rahmen der Bayerisch- Böhmischen Kulturtage 1993 in Passau hielt, und die Begegnung mit Fritz Beer in Brünn ein Jahr später, den wir zu einer Lesung in seiner Geburtsstadt eingeladen hatten. Damals trafen wir tschechische Autoren des PEN-Klubs und der mährisch-schlesischen Schriftstellergemeinde, die auf ihre alten Landsleute neugierig waren, die ihre Sprache so gut beherrschten und schon deshalb zu ihnen gehörten.
Es war stets eine Freude, Demetz zu sprechen und seine Beiträge und Bücher zu lesen. Was er mir und vielen anderen vermittelt hat, geht weit über die bloße Fachlektüre hinaus. Er hat den Menschen meiner Generation Einblicke in die Lebenswelt unserer böhmischen Elterngeneration vermittelt, die wir nirgendwo sonst so stimmgenau, nachdenklich und eindrucksvoll vermittelt bekommen haben.
In der Nacht vom 29. auf den 30. April ist Peter Demetz im Krankenhaus von Highland Park, New Jersey gestorben. Seiner Frau Paola Gambarota, seinem Neffen Peter Brod und allen weiteren Verwandten gilt unser tief empfundenes Mitgefühl.
Ab Mitte September sind die Lyrikerin A. Steigerwald, die in München aufgewachsen ist und derzeit in Hamburg lebt, und die tschechische Autorin und Illustratorin K. Plíhalová zu Gast im südböhmischen Oberplan/Horní Planá als die diesjährigen Stifter-Stipendiatinnen.
Anlässlich des 100. Todestags des Schriftstellers und gebürtigen Pragers Franz Kafka, der sich am 3. Juni 2024 jährt, hat der Adalbert Stifter Verein ein Partner-Netzwerk und Veranstaltungsplattform Kafka 2024 ins Leben gerufen.
An vielen Orten und in vielen Veranstaltungen, in Büchern, Blogs, Podcasts und sogar Videospielen wird an ihn und sein Vermächtnis erinnert, es wird nochmal mehr deutlich, wie aktuell und inspirierend seine Texte und seine Reflexionen des Lebens und der Kunst sind. In der multikulturellen Stadt Prag in Deutsch und Tschechisch aufgewachsen, erlebte Kafka nicht nur die gegenseitige Befruchtung und Überschneidung der deutschen, tschechischen und jüdischen Kulturen, sondern auch den steigenden Nationalismus und auch Antisemitismus, Themen, die uns heute ebenfalls beschäftigen. Und nicht zuletzt achtete er zeitgemäß auf gesunden Lebensstil und Ernährung, möglicherweise ist nicht allgemein bekannt, dass er Vegetarier war.
Der Jahrestag bietet nicht nur die Möglichkeit, Kafkas Werk und Leben aus aktuellen und neuen Perspektiven zu betrachten. Das Jubiläum ist auch eine Gelegenheit, den Blick auf das tschechisch-deutsche kulturell Erbe und den gegenseitigen Austausch und Einfluss beider Kulturen und Nationen bis in die Gegenwart zu richten.
Kafka 2024 verbindet dazu bewusst die Akteure, die sich in ihrem Programm dem deutschsprachigen, in der böhmischen Metropole Prag geborenen Autoren widmen werden, insbesondere in der Tschechischen Republik, Deutschland und Österreich. Sie bringt zweisprachige Informationen über Veranstaltungen in den einzelnen Städten, über Wettbewerbe und Ausschreibungen, Hintergrundinformationen über Franz Kafka, Blogs und noch einiges mehr. Die Plattform, die im Herbst 2023 gelauncht wird, soll auch ein zentraler Punkt für Informationen über Franz Kafka und den Kontext seines Lebens und Werks sein.
Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des tschechischen Kulturminister Martin Baxa und der Schirmfrauschaft der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth.
Es wurde vom Adalbert Stifter Verein (München) initiiert und koordiniert und entsteht in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Prag / Prag – UNESCO Stadt der Literatur. Beteiligt sind unter anderem das Goethe-Institut Prag, das Österreichische Kulturforum, die Tschechischen Zentren, das Literaturmuseum der Tschechischen Republik in Prag, Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg, Deutsches Kulturforum östliches Europa in Potsdam, Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin, Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag, Münchner Stadtbibliothek, Literaturhaus München, Institut für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität, Gesellschaft für interkulturelle Germanistik, Franz-Kafka-Gesellschaften in Prag und Wien, das Tschechische Literaturzentrum, die Westböhmische Galerie in Pilsen und Münchner Volkshochschule. Berater und Kurator einiger der Veranstaltungen ist Reiner Stach, einer der führenden Experten für Kafkas Werk und Leben.
Informationen über alle Projektpartner finden Sie hier.
Gefördert haben das Projekt die Beaftraugte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds.
(1931–2024)
Nun hat auch er sich von uns verabschiedet, František Černý, der fast die ganze Zeit seines Lebens in Prag an der Moldau gewohnt hat, der Radius seines Lebens kaum größer als der Franz Kafkas, an den wir uns in diesem Jahr landauf, landab erinnern. Wie dieser hat Černý einige Zeit in Berlin verbracht, nicht als Schriftsteller, dem die Kehlkopferkrankung und die rasende Inflation zu schaffen machten, sondern als Gesandter und schließlich Botschafter seines Staates, dessen Amtszimmer mehr einer Gelehrtenstube als einem kühlen Diplomatenzimmer glich. Alles war aufregend und neu in diesen ersten Jahren nach dem Fall der Berliner Mauer, Ost und West wuchsen knirschend zusammen, am Potsdamer Platz streckten sich stählerne Dinosaurier in den Himmel, das Ehepaar Christo verhüllte den Reichstag, der Bundestag und das Bundeskanzleramt zogen von Bonn nach Berlin. Und Černý bewegte sich zwischen Ministern und Diplomaten ebenso traumwandlerisch leicht und ungezwungen wie zwischen Schriftstellern und Germanisten, ganz so, als ob er das seit Jahr und Tag gewohnt gewesen wäre.
Doch was wussten wir, die wir ihm damals zum ersten Mal begegneten, von seinem bisherigen Leben? Hat er je davon erzählt? Mit nicht ganz 8 Jahren erlebte er die Besetzung Prags durch die deutsche Wehrmacht, ein halbes Jahr später den Beginn des 2. Weltkriegs, mit nicht ganz 11 Jahren das Attentat auf Reinhard Heydrich und die furchtbaren Rachemaßnahmen, mit nicht ganz 14 Jahren den Prager Aufstand, das Kriegsende, die Misshandlung und Zwangsaussiedlung der Deutschen. Die kommunistische Machtübernahme erlebte er mit 17 Jahren, die Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 mit 37 Jahren. Wieviel Hoffnung mag die Liberalisierung in ihm geweckt, wieviel Zuversicht der Überfall der russischen Panzer vernichtet haben? Černý hatte 20 bleierne Jahre vor sich und war bereits 58, als die Samtene Revolution das kommunistische Regime beendete. Was für ein Schicksal, und doch standen ihm die wirkungsvollsten Jahre seines Lebens noch bevor! Er wurde Gesandter und Botschafter, Vorsitzender der Union für gute Nachbarschaft und des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren.
Er nahm an unzähligen Treffen in Berlin, Dresden, Leipzig, Prag, Brünn und Budweis teil, er begleitete Lenka Reinerová zu den Begegnungen in Stifters Geburtsort Oberplan und saß dort mit den Teilnehmern bis weit nach Mitternacht singend und diskutierend zusammen. Černý war ein Menschenfreund durch und durch, und er wurde mit Preisen geehrt: Gemeinsam mit Altbundespräsident Richard von Weizsäcker erhielt er 1996 in Dresden den Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung, 2001 nach der Beendigung seiner Botschaftertätigkeit in Berlin das Bundesverdienstkreuz, 2002 den Ricarda-Huch-Preis in Darmstadt, 2022 den Wenzel-Jaksch-Gedächtnis-Preis der Seliger-Gemeinde.
Černý zählte zu dem Kreis der bekanntesten Intellektuellen Böhmens und Mährens, zu dem so früh verstorbenen Vladimír Kafka, mit dem er das Geburtsjahr teilte, dem Vater des heutigen Botschafters der Tschechischen Republik in Berlin, zu Eduard Goldstücker und Lenka Reinerová, zu Jiří Dienstbier, Jiří Gruša und Václav Havel, die alle drei im Jahr 2011 verstorben sind, zu Ludvík Vaculík und Kurt Krolop.
Nun ist auch Černý ihnen nachgefolgt, der nie älter zu werden schien, und wir bleiben mit Trauer und Dankbarkeit zurück, dankbar ganz besonders auch für das, was er für den Adalbert Stifter Verein getan hat, und rufen ihm nach: Leb wohl, milý Franto, hab Dank für die Freundschaft, die Du uns gewährt hast und geh so leicht und heiter auf den himmlischen Pfaden weiter wie Du uns auf der Erde begegnet bist.
Peter Becher
Im Rahmen der Ausstellung Kulturelle Brücken in Europa. Adel aus Böhmen und Mähren haben wir in Zusammenarbeit mit Post bellum/Memory of nations mit einigen Mitgliedern aus der Reihen des böhmischen und mährischen Adels über ihre Familien und auch über ihre persönliche Erfahrungen mit dem Leben im Exil, bzw. nach der Vertreibung aus ihrer Heimat gesprochen. Die Filminterviews mit Richard Belcredi, Aglaë Hagg (geb. Thun), Isabella Harnier (geb. Schwarzenberg), Johannes Lobkowicz, Georg Salm-Reifferscheidt-Raitz, Friedrich von Thun, Thomas Thun, Pater Angelus Waldstein und Maria Waldstein-Wartenberg sind nun auf dem Portal Memory of nations zu sehen.
Gefördert durch den Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds.
Der zweisprachige Film, in dem mehrere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von ihren Erfahrungen berichten, ist eine persönliche und fesselnde Geschichte des böhmischen und mährischen Adels von 1918 bis heute. Er ist im Rahmen der Ausstellung des Adalbert Stifter Vereins "Kulturelle Brücken in Europa. Adel aus Böhmen und Mähren nach 1945" in Zusammenarbeit mit Memory of Nation (Post Bellum) entstanden und ist auf dem YouTube-Kanal des Adalbert Stifter Vereins zu sehen.
Neu auf Youtube:
Caro Matzko ist als Moderatorin aus Radio und Fernsehen bekannt: bei Bayern 2 in Eins zu Eins. Der Talk oder als Kolumnistin der Glosse Ende der Welt, auf dem Planet Wissen, als Sidekick in der bekannten Sendung Ringlstetter oder als Podcasterin ihrer eigenen Abendshow (ARD-Mediathek). Ihre journalistische Arbeit begann Caro Matzko schon während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften, Politik und Soziologie in München.
Matzkos Vater, Jahrgang 1934, stammt aus Osterode in Ostpreußen und musste als 10-jähriger seine Heimat verlassen. Ein Trauma, das Auswirkungen bis heute und auch auf Caros Leben hat: In ihrem gemeinsam mit Tanja Marfo verfassten Buch Size egal – Dein Selbstbewusstsein kann nicht groß genug sein, das sich mit ihrer Magersucht und Essstörungen auseinandersetzt, thematisiert Matzko die Bedeutung ihrer Familiengeschichte für die Krankheit und die Auswirkungen auf die eigene emotionale Stabilität. Vor allem darauf, aber auch auf viele andere Facetten ihres Lebens wird das Gespräch eingehen.
Die Matzkoʼsche Familiengeschichte wird auch eindrucksvoll von Regisseurin Maike Conway gezeigt, die das Leben und den Werdegang der Moderatorin in der BR-Reihe Lebenslinien mit dem Titel Caro Matzko – Trauriges Mädchen, witzige Frau porträtierte. Caro Matzkos Lebenslinien wurden im Mai 2023 ausgestrahlt.
Moderation: Wolfgang Schwarz
Neu auf Youtube:
Ivan Liška, Tänzer, Choreograph und langjähriger Leiter des Bayerischen Staatsballetts, wurde in Prag geboren. Ausgebildet am Prager Konservatorium und am dortigen Nationaltheater tätig, entschloss er sich nach dem Einmarsch des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei 1968 zur Emigration. U. a. wirkte er in Düsseldorf an der Deutschen Oper am Rhein, in München am Bayerischen Staatsballett und an der Staatsoper Hamburg als Tänzer. Von 1998 bis 2016 war er Direktor des Bayerischen Staatsballets, mit dem er Tourneen zu vielen Bühnen der Welt (Prag, St. Petersburg, Madrid, Budapest etc.) durchführte.
Wolfgang Schwarz, Kulturreferent für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein, unterhält sich mit ihm über seine Eindrücke von Deutschland, seine Zeit in München, über interkulturelle Ebenen der Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen sowie über seine künstlerische Laufbahn.
Ein Angebot des Kulturreferats für die böhmischen Länder
Grenzen sind ein Thema, das mit der Coronapandemie, wiederkehrenden Migrationswellen und dem Krieg in der Ukraine noch aktueller geworden ist. Mit Blogbeiträgen, einer Video-Reihe und einem Podcast widmen wir uns mit der neuen Platform zwischengrenzen.online.
Grenzsituationen, Grenzziehungen sowie Grenzüberschreitungen und ihrer Bedeutung anhand von konkreten Beispielen aus dem mittel- und südosteuropäischen Raum. Biografien stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie Geschichte, Sprache, Kultur und geopolitische Aspekte.
Die Platform haben wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München aufgebaut, im Rahmen eines gemeinsamen, von Kultur.Gemeinschaften ausgeschriebenen Förderprogramms.
Bis Jahresende werden wir wöchentlich neue Beiträge – Text, Video oder Audiofeature – veröffentlichen. Die ersten fünf Beiträge finden Sie bereits online auf: zwischengrenzen.online
Blog-Serie „Zwischen Grenzen“
Zuzana Jürgens: Wie ein Altarbild aus Tetschen nach Bayern und wieder zurückkam
Enikő Dácz: Literarische Grenzen und Entgrenzungen: Adolf Meschendörfer, Heinrich Zillich und die Literaturpolitik des Dritten Reichs
Videoreihe „Spot on“
Anna Paap: Margarete Schell
Wolfgang Schwarz: Erich Kühnhackl
Podcast „Münchner Grenzerfahrungen“
Tobias Weger: Die Geschichte überwindet Grenzen. Im Gespräch mit Konrad Gündisch
Unserer „crossmedialen“ Features gehen auf unsere wissenschaftliche Forschung zurück – und sollen gleichzeitig auf dem digitalen Weg ein breites Publikum erreichen. Darum haben wir uns auch auf der „handwerklichen“ Ebene intensiv weitergebildet und uns im Rahmen des Projektes theoretisch und praktisch mit dem Thema der digitalen Wissensvermittlung auseinandergesetzt:
Wie wird eine Online-Strategie entwickelt? Wie verfasse ich Texte, die auf Bildschirmen gerne gelesen werden? Diese Fragen haben wir gemeinsam mit der Kulturvermittlerin Dr. Tanja Praske beantwortet.
Wie entwickle ich Video- und Audioformate? Und wie kann ich sie im eigenen Haus effizient, professionell und für das Zielpublikum ansprechend produzieren? Dazu haben uns die Filmemacher Holger Gutt und Michaela Smykalla von Filmkultur geschult.
Nicht zuletzt haben wir mit dem renommierten Literatursprecher und Sprechtrainer Helmut Becker an unserer Sprechtechnik gearbeitet – neben dem Gehirn ist unsere Stimme das vielleicht wichtigste Instrument für Wissenschaftler:innen und Kulturmittler:innen, online, aber auch offline.
Die visuelle und technische Entwicklung der Online-Plattform stellt eine weitere wichtige Horizonterweiterung für uns dar. Umso dankbarer sind wir über die produktive Zusammenarbeit mit der Designerin und Expertin für strategische Markenentwicklung Susana Frau und den Entwicklern von Kollektiv17.
„Zwischen Grenzen“ ist also noch viel mehr als eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Grenzen“ – es ist ein Projekt zur „digitalen Selbstermächtigung“ unserer Einrichtungen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Plattform zwischengrenzen.online wird zu unserer Online-Medienplattform werden, auch über das Projekt „Zwischen Grenzen“ hinaus. Für eine nachhaltige Nutzung ist also gesorgt.
Dass der berühmte Schauspieler Alexander Moissi seine Karriere in Prag begonnen hat, ist kaum bekannt. Die Theaterhistorikerin Jitka Ludvová rekonstruiert seine Anfänge am Prager Neuen deutschen Theater und entdeckt in seiner ersten Ehefrau Marie Urfus-Moissi eine weitere interessante Protagonistin der Prager Bühne. Das Verhältnis des Berliner Kulturkritikers und Übersetzers Walter Benjamin zu Prag untersucht der Literaturhistoriker Michal Topor. Dazu hat er Rezeptionszeugnisse in deutsch- und tschechischsprachigen Prager Zeitungen zur Übersetzungstheorie Benjamins zusammengetragen und verfolgt dessen Begegnungen mit der Stadt und ihrer Literatur.
Der Salzburger Slawist und Musikwissenschaftler Ulrich Theißen Pibernik verfolgt die Spuren einer sogenannten Salonorgel, die 1931 im slowakischen Jagdschloss Duchonka für die begabte Tochter des Hauses, die junge Organistin Hedalise Haupt-Buchenrode, in prächtiger Ausstattung errichtet wurde – kurz bevor das deutschsprachige Leben am Ort zu Ende ging. Der Autor und Journalist Johannes Jetschgo setzt sich mit der Identität der Deutschböhmen zwischen deutscher, österreichischer und schließlich auch tschechischer Kultur auseinander.
Neben diesen wissenschaftlichen Beiträgen enthält der Band wie üblich den Jahresbericht 2023, Rezensionen sowie eine Zeitschriftenschau. Außerdem erinnert Franziska Mayer an den Wiener Buchwissenschaftler Murray G. Hall und seine Verdienste um die böhmische Buch- und Verlagsgeschichte.
Inhalt
Zuzana Jürgens und Franziska Mayer: Otfried Preußler und viel mehr
Nachruf
Franziska Mayer: Unerbittlich sanfter Aufklärer. Zum Tod des Buchwissenschaftlers Murray G. Hall (1947–2023)
Weitere wissenschaftliche Beiträge und Essays
Jitka Ludvová: Alexander Moissi und Prag. Ergänzungen zu seiner Biografie
Ulrich Theißen Pibernik: Silbermanns Geist in der Slowakei? Schicksal einer Salonorgel im Spannungsfeld ostmitteleuropäischer Zeit-, Kultur- und Familiengeschichte zwischen Monarchie und NS-Diktatur
Michal Topor: Walter Benjamin – eine tschechische Verortung
Johannes Jetschgo: Österreich, die Deutschböhmen und die Deutschen
Rezensionen
Thomas Krzenck – Renata Modráková: Knižní kultura kláštera benediktinek u sv. Jiří na Pražském hradě [Die Buchkultur des Benediktinerinnenklosters bei St. Georg auf der Prager Burg]
Thomas Krzenck – Martin Holý, Mlada Holá u. a.: Profesoři pražské utrakvistické univerzity v pozdním středověku a raném novověku (1457/1458–1622) [Die Professoren der Prager utraquistischen Universität in Spätmittelalter und früher Neuzeit (1457/1458–1622)]
Franz Adam – Adalbert Stifter: Briefe von Adalbert Stifter. Briefe bis 1848. Hrsg. v. Paul Keckeis, Werner Michler u. Karl Wagner; Adalbert Stifter: Briefe von Adalbert Stifter. Briefe bis 1854–1858. Hrsg. v. Ulrich Dittmann.
Zeitschriftenschau
Aussiger Beiträge. Germanische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre
Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. A Journal of History and Civilisation in East Central Europe
Brücken. Zeitschrift für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft
Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien
Jahrbuch. Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis
Jahresbericht 2023
Autoren und Mitarbeiter
Zwölf ausgewählte Lebensbilder
Die dritte (aktualisierte und leicht erweiterte) Auflage des Buches stellt die Wurzeln bekannter Persönlichkeiten aus dem deutschen Kultur- und Sprachkreis der böhmischen Länder vor. Beiträge zu Bertha von Suttner, Ferdinand Porsche, Oskar Schindler, Adalbert Stifter, Franz Kafka, Rainer Maria Rilke, Otfried Preußler, Gregor Mendel, Marie von Ebner-Eschenbach, Gustav Mahler, Karl Kraus, Sigmund Freud.
Mit themenbezogenen Zitaten werden auch weitere Bekanntheiten wie z. B. Ruth Maria Kubitschek, Friedrich von Thun, Alfred Biolek oder Christoph Kardinal Schönborn aufgeführt, deren Wurzeln in den böhmischen Ländern liegen.
München: 2023. 109 Seiten. ISBN: 978-3-940098-23-8. 8,00 € zzgl. Versandkosten
Der neue Mitherausgeber stellt sich vor: Im aktuellen Heft finden Sie Berichte von Eva Haupt über die Dauerausstellung sowie über spannende Einzelausstellungen im Sudetendeutschen Museum, Raimund Paleczek beleuchtet die Hintergründe eines interessanten Objekts aus den Beständen. Das Porträt ist dem Böhmerwalddichter Kar(e)l Klostermann (1848–1923) gewidmet, der sowohl auf Deutsch als auch auf Tschechisch geschrieben und das literarische Bild dieser Landschaft maßgeblich geprägt hat. Martin Posselt und Marian Švejda erinnern an die noch heute aktuellen Ideen des Begründers der Paneuropa-Bewegung Richard Coudenhove-Kalergi. Miloš Doležal entdeckt in Gertrude Urzidil eine eigenständige Lyrikerin: Einige ihrer Gedichte finden Sie im Heft. Zdeněk Mareček denkt über die Rolle des Übersetzers in Zeiten künstlicher Intelligenz nach, und Monika Halbinger hat mit gemischten Gefühlen Milan Kunderas berühmten Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ wiedergelesen. Hansjürgen Gartner lässt zwei zeitgenössische Künstler, Roland Helmer und Christian Thanhäuser, in Dialog treten, Niels Beintker gratuliert dem Lyriker Rainer Kunze zum Geburtstag, und Peter Becher erinnert an Franz Peter Künzel, den im Mai verstorbenen langjährigen Herausgeber der Zeitschrift. Außerdem finden Sie im Heft Stefanie Boses preisgekrönte Übersetzung eines Romanausschnitts von Anna Beata Háblová, Gedichte von Ursula Haas und ein Feuilleton von Wolfgang Sréter.
Editorial
Raimund Paleczek: Klostermann, Museum und Paneuropa
Feuilleton
Wolfgang Sréter: Honig auf beiden Seiten der Grenze
Porträt: Karel Klostermann
Václav Maidl: Homo bohemicus
Ossi Heindl: Was uns vom Klostermann geblieben ist
Thema: Sudetendeutsches Museum
Eva Haupt: 1000 Jahre Geschichte
Eva Haupt: Die Künstlersignatur des Adam Eck
Eva Haupt: „Ein bisschen Magier bin ich schon …“. Ausstellung zum 100. Geburtstag von Otfried Preußler
Thema: 100 Jahre Paneuropa-Bewegung
Martin Posselt: Heimat für bedrohte Kosmopoliten
Richard Coudenhove-Kalergi: Czechen und Deutsche
„Die europäische Identität auffrischen“. Gespräch mit Marian Švejda über die tschechische Perspektive
Im Gespräch
Volksgruppen in ihren Eigenheiten betrachten. Anna Knechtel im Gespräch mit Eva Habel
Aus dem Museum
Raimund Paleczek: Entlassung aus dem österreichischen Militärdienst vor 200 Jahren
Literatur im Spiegel
Miloš Doležal: Hallo, hier niemand, nur ich. Kleines Porträt Gertrude Urzidils
Gertrude Urzidil: Keiner wird seinen eigenen Tod erfahren
Forum der Übersetzer
Zdeněk Mareček: Vom Übersetzer zum Post-Editor?
Lyrik
Ursula Haas: Klimawandelgedichte (Die Hölle am japanischen Vulkan Unzen; Maspalomas; Tulipan morgue); Zeiten (O du Morgenstund!; Mein Garten; Winter, bist du totgesagt?)
Prosa
Anna Beata Háblová: Diese Tage sind wie …
Kontexte
Hansjürgen Gartner: Werkdialoge der bildenden Kunst: Roland Helmer und Christian Thanhäuser
Wiedergelesen
Monika Halbinger: Zwischen Faszination und Ernüchterung. Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“
Würdigungen
Niels Beintker: Poesie mit großen Kinderaugen. Zum 90. Geburtstag von Reiner Kunze
Peter Becher: Nachruf auf Franz Peter Künzel
Zuzana Jürgens: In memoriam Joachim Bruss
Rückblick
Peter Becher: Kulturgeschichtliche Ereignisse
Rezensionen
Jahresverzeichnis: 65. Jahrgang 2023
Autoren, Mitarbeiter, Bildnachweis
Zweisprachiger Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung, die vom Münchner Adalbert Stifter Verein initiiert wurde, ist soeben erschienen und beim Adalbert Stifter Verein sowie beim Verlag Argo bestellbar.