Der Standpunkt der Kunst
eines Volkes ist immer
der Standpunkt
seiner Menschlichkeit.
Adalbert Stifter
„Wir haben nichts als unsere eigene Stimme und Person … und die ‚Pfeffermühle‘ wäre glücklich, wenn sie ihr winziges, winziges, winziges Teilchen dürfte beigetragen haben zum Sieg der Besinnung und der Vernunft in Europa.“ (Erika Mann)
Die Prager Theatergruppe Das Thema hat sich Erika Mann zum Thema genommen. Erika Mann war selbst Kabarettistin und Schauspielerin, aber auch Kriegsreporterin und Schriftstellerin. Die Truppe erforscht diese witzige, scharfe und eigenwillige Persönlichkeit zusammen mit dem Publikum: Wer war sie, was bewegte sie, und wie nutzte sie ihre Kunst im Kampf gegen den Faschismus?
Das Programm ihres Kabaretts Pfeffermühle und dessen mehrjährige Tour durch Europa (mehrmals auch durch die Tschechoslowakei) sind Ausgangspunkt der Annäherung. Damals wollte es seinem Publikum die Augen öffnen und zeigen, wer Hitler und die Nazis wirklich waren. Damals waren sie das große Böse, aber womit kämpfen wir heute, und wie kann uns ihre Arbeit dabei noch heute inspirieren?
Das Thema arbeitet mit biografischen Fragmenten, Zitaten aus Gesprächen, Büchern, Briefen und Originaltexten der Pfeffermühle und reagiert mit eigenen Texten auf Erika Manns Leben, Ansichten und die Pfeffermühle.
Dauer der Vorstellung: 75 Minuten ohne Pause
Es spielen: Roman Horák, Stefanie Jörgler, Markéta Richterová, Philipp Schenker
Konzept, Musik: Roman Horák, Stefanie Jörgler, Markéta Richterová und Philipp Schenker
Regie: Emil Rothermel
Kostüme: Agáta Molčanová
Videoprojektion: Vojtěch Polák, Stefanie Jörgler
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=W71hmN6cghc
Eintritt: 10 Euro (7 Euro ermäßigt) über München Ticket
Veranstalter: Adalbert Stifter Verein, Monacensia im Hildebrandhaus und Münchner Stadtbibliothek
Die Vorstellung „Das Thema: Erika Mann?“ wurde vom Goethe-Institut im Rahmen der Monacensia-Ausstellung „Erika Mann – Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin“ initiiert und wird durch den Adalbert Stifter Verein unterstützt.
Nächster Halt … Bufet: Der Erfolgsautor und überzeugte Bahnfahrer Jaroslav Rudiš stellt in Münchens kultigster Bahnhofskneipe seine Ode an die Eisenbahn Gebrauchsanweisung fürs Zugfahren (Piper 2021) vor. Im Gepäck auch dabei: sein Roman Winterbergs letzte Reise (Luchterhand 2019) und die Graphic Novel Nachtgestalten (Luchterhand 2021, gemeinsam mit Nicolas Mahler).
Jaroslav Rudiš (*1972 in Turnov) ist Roman-, Drehbuch- und Comicautor und schreibt sowohl auf Tschechisch als auch auf Deutsch. Für sein Werk und seinen Beitrag zur Verständigung zwischen Deutschland und Tschechien erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter 2014 den Usedomer Literaturpreis, 2018 den Preis der Literaturhäuser, 2021 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland sowie 2022 den Karel-Čapek-Preis.
Anmeldung hier.
Eintritt: 7 € (inkl. Willkommensgetränk) an der Abendkasse.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins und des Tschechischen Zentrums München
Dass Liebe durch den Magen geht, ist bekannt. Dies war wohl auch für Eva Habel ein Grund, ein Kochbuch der Roma herauszubringen, die seit vielen Jahrzehnten im Schluckenauer Zipfel in Nordböhmen leben. Die Schluckenauer Roma kamen ursprünglich aus verschiedenen Teilen der einstigen Donaumonarchie und wurden nach 1945 in der kommunistischen Tschechoslowakei in die Grenzregion umgesiedelt. Von überall her brachten sie auch ihre Rezepte mit, wobei viele davon den Sudetendeutschen ebenfalls vertraut sein dürften.
So entstand ein hochinteressantes Buch mit vielen Kochanleitungen für Süßes und Herzhaftes. Dazwischen finden sich Erinnerungen und Bilder aus dem althergebrachten Leben der Schluckenauer Roma. Somit führt das Buch nicht nur in ihre Küche, sondern auch in ihre Lebenswelt ein. Indem es in den Lebensgeschichten der Roma die Wechselwirkungen mit der Mehrheitsgesellschaft reflektiert, schließt es eine große Wissenslücke über diese Minderheit.
Das Kochbuch Zu Gast bei den Roma in Schluckenau wurde vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, dem Bundesjustizministerium, dem Regierungsamt der Tschechischen Republik, Renovabis und dem Bistum Eichstätt gefördert. Es erscheint auf Tschechisch, Deutsch und Romanes.
Eva Habel ist Direktorin der regionalen Caritas Schluckenau/Šluknov (Tschechien). Von 1999 bis 2008 war sie Heimatpflegerin der Sudetendeutschen. Seit 2008 ist sie als Pastoralreferentin der Caritas für die Roma-Minderheit in Schluckenau tätig. Sie kümmert sich vor allem um Roma-Familien, die in schwierigen Verhältnissen leben. Mit Hilfe des Leitmeritzer Bischofs Jan Baxant gründete sie eine Gebietsdirektion. Dank der Unterstützung aus Deutschland realisierte sie zahlreiche Projekte, um die Situation der Menschen zu verbessern. Auch Koch- und Backkurse für Romakinder und -jugendliche stehen auf ihrem Programm.
Die Teilnehmerrzahl ist auf 30 begrenzt. Anmeldung nötig unter poststelle@hdo.bayern.de
Unkostenbeitrag 20 Euro/Person bei Verkostung von drei Gerichten aus dem Kochbuch.
Eine Veranstaltung des Hauses des Deutschen Ostens in Kooperation mit der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und dem Kulturreferat für böhmische Länder im Adalbert Stifter Verein
Auch dieses Jahr schreiben wir einen Residenzaufenthalt für tschechische und bayerische Autorinnen und Autoren (oder diejenigen, die in der Vergangenheit eine längere Zeit in Bayern gelebt haben) in Oberplan/Horní Planá (CZ) aus. Abgabefrist ist der 1. April 2023. Das Stipendium wird gemeinsam mit der Mährischen Landesbibliothek, Sektion Tschechisches Literaturzentrum, und der Zweigstelle des Regionalmuseums Český Krumlov/Krumau, dem Adalbert-Stifter-Geburtshaus ausgeschrieben und von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert. Mehr Informationen hier.
Der Adalbert Stifter Verein München hat am 26. Januar 2023 einen Originalbrief seines Namensgebers als Dauerleihgabe an das Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich übergeben. Im Rahmen der Veranstaltung zum Adalbert-Stifter-Gedenktag im Linzer StifterHaus, in der auch die eben erschienenen Briefbände der Historisch-kritischen Stifter-Ausgabe präsentiert wurden, übergaben die Geschäftsführerin Zuzana Jürgens und der Vorstandsvorsitzender Peter Becher das Autograph an die Direktorin des Adalbert-Stifter-Instituts Petra-Maria Dallinger.
Der Brief Adalbert Stifters an seinen Verleger Gustav Heckenast vom 31. August 1857 wurde dem Adalbert Stifter Verein Ende 2021 von Klaus Martin zum Kauf angeboten, kurz darauf verstarb er. Er hatte den Brief von seinem Großvater, einem Dresdner Antiquitätenhändler, geerbt. Ebenso wie Martins Erben hatte er den Wunsch, dass das Autograph an den Adalbert Stifter Verein geht, der selbst allerdings kein eigenes Archiv hat. Anfang 2022 konnte der Adalbert Stifter Verein den Brief von den Erben erwerben. Mit der Übergabe ans Linzer Institut befindet er sich nun an einem Ort, der sowohl die professionelle Aufbewahrung und Erschließung gewährleistet als auch für Stifter-Forscher aus aller Welt gut zugänglich ist.
Der Brief stammt aus der Korrekturphase des Nachsommers (Pesth: Gustav Heckenast 1857), des ersten großen Romans des böhmisch-österreichischen Autors. Das Brieforiginal galt bereits den Herausgebern der sog. Prag-Reichenberger Ausgabe von 1929 (Bd. 36, S. 58–60) als verschollen, die erste Briefausgabe des Stifter-Freundes Johannes Aprent (Heckenast 1869, Bd. 2) hatte ihn lediglich gekürzt abgedruckt.
Stifter bittet in dem Brief seinen Verleger, einen Fehler bei der Beschreibung der weiblichen Hauptfigur, Natalie, ausbessern zu lassen. Tatsächlich ist die Augenfarbe Natalies (und die ihrer familiären Parallelfiguren) im Text bedeutungstragend, immer wieder wird auf ihre schwarzen Augen verwiesen. Offenbar hatte Stifter die fehlerhafte Textstelle, in der von den „hellen braunen Augen“ Natalies die Rede ist, in Steyr verfasst und vergessen, in seinen Aufzeichnungen mit den wichtigsten Figurenmerkmalen nachzusehen: „Ich muß besessen gewesen sein.“ Das Postscriptum, in dem Stifter das Fehlen einiger Korrekturbögen moniert, war bisher unbekannt, konnte aber – auch das eine Korrektur in letzter Minute – noch in den Ende 2021 erschienenen Briefband der Historisch-kritischen Gesamtausgabe (Band 11,3, Briefe 1854–1858) aufgenommen werden.
Die Aufnahme der Übergabe ist ab der Minute 54:48 auf dem Video des StifterHauses zu sehen.
Der Adalbert Stifter Verein wird institutionell von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Durch diese Förderung konnte auch der Erwerb des Briefes erfolgen.
Neu auf Youtube:
Michaela Škultéty, geboren in Prag, ist Übersetzerin und Autorin. Sie übersetzte u. a. Werke von Jaroslav Rudiš, Michael Stavarič, Jaromír Konečný, Eva Umlauf und Elisabeth Sommer-Lefkovits ins Tschechische. 2019 hat sie ein eigenes Buch mit dem Titel Život a jiné nesrovnalosti (Das Leben und andere Unregelmäßigkeiten) herausgegeben.
In ihrem Beitrag spricht sie u. a. über ihren Weg zur deutschen Sprache und zu den Deutschen, den besonders ihr in Wien lebender Großvater mit jüdischen Wurzeln prägte. Obwohl er seine gesamte Familie im Holocaust verlor, schätzte er weiterhin die deutsche Kultur und Sprache. Škultéty thematisiert auch ihre Faszination für die literarische Vielfalt Prags vor dem Zweiten Weltkrieg, in der sich das deutsche, tschechische und jüdische Element gegenseitig beeinflussten.
Ein Angebot des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum München
Link zum Video.
Im Juni dieses Jahres trafen sich in Sulzbach-Rosenberg sieben Schriftstellerinnen und Schriftsteller um über ihr Werk und das literarische Leben in ihren Länder zu reden. Kurzprosa und Filminterviews geben nun einen Enblick in die Themen und Gespräche.
Unter dem Motto „Grenzen, Nachbarschaften, neue Stimmen“ setzte sich im Juni 2022 der Austausch zwischen tschechischen und bayerischen Autorinnen und Autoren fort, der 2011 auf gemeinsame Initiative des Literaturhauses Oberpfalz und des Prager Literaturhaus begann und sich Themen wie „Heimat“ und „Gewalt und Gedächtnis“ widmete. Das Treffen fand erstmals als Kooperationsveranstaltung des Adalbert Stifter Vereins (München), des České literární centrum / Tschechischen Literaturzentrums (Prag) und des Literaturhauses Oberpfalz statt, nach einer gemeinsamen deutsch-tschechischen Lyrik-Veranstaltung im Sommer 2021.
Im Zentrum des dreitägigen Treffens mit Ulrike Anna Bleier, Dora Kaprálová, Sophia Klink, Markus Ostermair, Markéta Pilátová, Jan Štifter und Jonáš Zbořil (die ebenfalls eingeladene Slata Roschal musste wegen Krankheit absagen) standen Gespräche über aktuelle Schreibprojekte und Veröffentlichungen, bei denen die Übersetzerinnen und Dolmetscherinnen Julia Miesenböck und Lenka Hošová wertvolle Unterstützung leisteten.
Bei aller Unterschiedlichkeit der Themen und Textformen kristallisierte sich ein starkes gemeinsames Interesse für Orte und Nicht-Orte und für die Frage nach dem Verbunden-Sein und dem Sich-Fremd-Fühlen als existenziellem Lebensgefühl heraus. Sophia Klink, Biologin, Lyrikerin und Stifter-Stipendiatin 2022, und Jonáš Zbořil, Lyriker und Journalist, trafen sich darüber hinaus in ihrem Anliegen, über die Verbindung von Mensch und Natur zu schreiben, mit kritischem Blick für die zerstörerischen Auswirkungen des Anthropozän. Markus Ostermeier, dessen Debütroman „Der Sandler“ (2020. Osburg Verlag) im Münchner Obdachlosen-Milieu spielt, las eine Passage aus einem neuen Romanprojekt, das dem Bauerhof-Sterben und dem wenig beachteten Thema der Selbstmorde bei Landwirten nachgeht. Ulrike Anna Bleiers im Herbst 2022 veröffentlichter Roman „Spukhafte Fernwirkung“ (lichtung verlag) zeichnet sich durch ein stark fragmentiertes Erzählen aus. In kurzen Kapiteln entsteht ein Tableau von 200 Figuren, die dramaturgisch durch den Amoklauf in einem Einkaufszentrum miteinander verbunden sind. Auch Dora Kaprálová, bedient sich der kurzen Form der Prosa. Sie bezeichnete die Erzählungen ihres aktuellen Buchs „Inseln“ (in der deutschen Übersetzung erschienen im Balaena Verlag) als „literarische Bonsais“ und spürt darin einer mittel- und osteuropäischen Erfahrung des Fremdseins nach. Markéta Pilátová ist nach Jahren in Südamerika in ihre Heimatregion, in das böhmische Altvatergebirge, zurückgekehrt, den magischen Realismus der lateinamerikanischen Literatur im Gepäck. Ihr aktueller Roman „Die dunkle Seite“ (In deutscher Übersetzung im Wieser Verlag erschienen) kreist um ein Institut für Paranormale Phänomene – keine Erfindung – so die Autorin - sondern in Zeiten des Kommunismus ein sehr reales Instrument der Überwachung, das es in ähnlicher Form auch beim amerikanischen Geheimdienst gab. Weiter zurück in die tschechische Geschichte und in seine Heimatstadt Budweis führt Jan Štifters aktuelles Romanprojekt. Auf den Spuren seiner sudetendeutschen Großmutter interessiert ihn Budweis als vergessene deutsche Sprach-Insel Anfang des 20. Jahrhunderts und die Geschichte der Budweiser Kaffeehäuser, wie das „Café Groll“, die oftmals auch Bordelle waren.
Eine weitere Gesprächsrunde, an der auch Verlegerin Heike Birke aus dem Balaena Verlag teilnahm, konzentrierte sich auf den Austausch über die Bedingungen der Schriftstellerexistenz, über Möglichkeiten der Veröffentlichung und des Übersetzt-Werdens, die Rolle von Agenturen, über die Förderung, z.B. durch Aufenthaltsstipendien und über eigene Aktivitäten im Veranstaltungsbetrieb.
Die Teilnehmenden verfassten im Anschluss an das Treffen Kurzessays, die in deutscher Fassung hier im Literaturportal und in der tschechischen Version auf der Website des CLC veröffentlicht und nachzulesen sind. Dazu entstanden vor Ort im Literaturhaus kurze Video-Porträts, in denen die Autorinnen und Autoren zu Fragen nach der tschechischen und deutschen Literatur, nach der Bedeutung der Grenzöffnung 1989 und der Reaktion von Literatur auf aktuelle politische Ereignisse Stellung beziehen.
Das Vernetzungstreffen wurde gefördert vom Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds und der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Grenzen sind ein Thema, das mit der Coronapandemie, wiederkehrenden Migrationswellen und dem Krieg in der Ukraine noch aktueller geworden ist. Mit Blogbeiträgen, einer Video-Reihe und einem Podcast widmen wir uns mit der neuen Platform zwischengrenzen.online.
Grenzsituationen, Grenzziehungen sowie Grenzüberschreitungen und ihrer Bedeutung anhand von konkreten Beispielen aus dem mittel- und südosteuropäischen Raum. Biografien stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie Geschichte, Sprache, Kultur und geopolitische Aspekte.
Die Platform haben wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München aufgebaut, im Rahmen eines gemeinsamen, von Kultur.Gemeinschaften ausgeschriebenen Förderprogramms.
Bis Jahresende werden wir wöchentlich neue Beiträge – Text, Video oder Audiofeature – veröffentlichen. Die ersten fünf Beiträge finden Sie bereits online auf: zwischengrenzen.online
Blog-Serie „Zwischen Grenzen“
Zuzana Jürgens: Wie ein Altarbild aus Tetschen nach Bayern und wieder zurückkam
Enikő Dácz: Literarische Grenzen und Entgrenzungen: Adolf Meschendörfer, Heinrich Zillich und die Literaturpolitik des Dritten Reichs
Videoreihe „Spot on“
Anna Paap: Margarete Schell
Wolfgang Schwarz: Erich Kühnhackl
Podcast „Münchner Grenzerfahrungen“
Tobias Weger: Die Geschichte überwindet Grenzen. Im Gespräch mit Konrad Gündisch
Unserer „crossmedialen“ Features gehen auf unsere wissenschaftliche Forschung zurück – und sollen gleichzeitig auf dem digitalen Weg ein breites Publikum erreichen. Darum haben wir uns auch auf der „handwerklichen“ Ebene intensiv weitergebildet und uns im Rahmen des Projektes theoretisch und praktisch mit dem Thema der digitalen Wissensvermittlung auseinandergesetzt:
Wie wird eine Online-Strategie entwickelt? Wie verfasse ich Texte, die auf Bildschirmen gerne gelesen werden? Diese Fragen haben wir gemeinsam mit der Kulturvermittlerin Dr. Tanja Praske beantwortet.
Wie entwickle ich Video- und Audioformate? Und wie kann ich sie im eigenen Haus effizient, professionell und für das Zielpublikum ansprechend produzieren? Dazu haben uns die Filmemacher Holger Gutt und Michaela Smykalla von Filmkultur geschult.
Nicht zuletzt haben wir mit dem renommierten Literatursprecher und Sprechtrainer Helmut Becker an unserer Sprechtechnik gearbeitet – neben dem Gehirn ist unsere Stimme das vielleicht wichtigste Instrument für Wissenschaftler:innen und Kulturmittler:innen, online, aber auch offline.
Die visuelle und technische Entwicklung der Online-Plattform stellt eine weitere wichtige Horizonterweiterung für uns dar. Umso dankbarer sind wir über die produktive Zusammenarbeit mit der Designerin und Expertin für strategische Markenentwicklung Susana Frau und den Entwicklern von Kollektiv17.
„Zwischen Grenzen“ ist also noch viel mehr als eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Grenzen“ – es ist ein Projekt zur „digitalen Selbstermächtigung“ unserer Einrichtungen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Plattform zwischengrenzen.online wird zu unserer Online-Medienplattform werden, auch über das Projekt „Zwischen Grenzen“ hinaus. Für eine nachhaltige Nutzung ist also gesorgt.
Neu auf Youtube:
Mit einem Grußwort des Botschafters der Tschechischen Republik in Deutschland, Tomáš Kafka
Mit Klapperzahns Wunderelf veröffentlichte der Kabarettsänger, Rezitator, Erzähler und Journalist Eduard Bass (1888–1946) vor genau hundert Jahren den vielleicht besten Fußballroman aller Zeiten. Er ist Fußballmärchen, Roman über Sport in der Moderne und phantastische Erzählung zugleich – ein Buch für Kinder und Erwachsene.
Der alte Klapperzahn formt aus seinen elf Söhnen eine Fußballmannschaft, die nach jahrelangem Training selbst Spitzenklubs wie Slavia Prag, Mailand oder den FC Barcelona bezwingt. Geschlagen wird sie schließlich erst von einem kleinen Jungen mit einem runden Lederball …
Klapperzahns Wunderelf stammt aus der Zeit, als der Fußball laufen lernte. Es ist die glühende Liebeserklärung eines Prager Fußballverrückten – und zugleich kritische Beschäftigung mit einem Massensport, der seine Unschuld verliert: Geldgier, Starkult und Rassismus bedrohen die pure Lust am Kicken. Der Historiker Stefan Zwicker erläutert in seinem Vortrag die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Werks, das 1938 und 1967 auch verfilmt wurde. Es erscheint im Oktober 2022 in neuem Dress im Arco Verlag.
Moderation: Wolfgang Schwarz
Eduard Bass: Klapperzahns Wunderelf. Roman. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Stefan Zwicker. Illustriert von Josef Čapek. Aus dem Tschechischen. Arco Orca 2022. € 15. ISBN 978-3-96587-054-3
Eine Veranstaltung des Kulturreferats für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein
Das aktuelle Heft ist dem Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Grenzgänger Hugo Rokyta (1912–1999) gewidmet, auf dessen Initiative unter anderem die Einrichtung der Gedenkstätte in Adalbert Stifters Geburtshaus in Oberplan/Horní Planá zurückgeht; es erinnern sich Weggefährten aus seinem universitären, publizistischen und denkmalpflegerischen Umfeld. Beiträge von Johannes Jetschgo und Tereza Vokurková zeugen ebenso vom Erfindungsreichtum böhmischer Industrieller wie der Schwerpunkt über die Porzellanindustrie in Böhmen. Hartmut Binder wirft ein Licht auf die lebhafte Freizeitbeschäftigung in Kafkas Familie, Michael Eckardt findet die Spuren eines böhmischen Emigranten in Südafrika. Die Übersetzerin Zuzana Finger blickt zurück auf ihren Weg zum Tschechischen, Franziska Mayer hat die Ghettogeschichten von Lepold Kompert wiedergelesen, und Hansjürgen Gartner blickt auf das reiche Schaffen des berühmten Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Außerdem finden Sie im Heft die preisgekrönte Übersetzung von Susanne Marlene Bierlmeier eines Romanausschnitts von Elsa Aids, Texte des bayerisch-tschechischen Netzwerktreffens und Gedichte der Stifter-Stipendiatinnen Christine Pitzke und Sophia Klink.
Editorial
Peter Becher: Vielfältige Vergangenheit, ungewisse Zukunft
Feuilleton
Ursula Haas: Ahoj zwischen München und Prag
Porträt: Hugo Rokyta
Erhard Koppensteiner: Geglückter Dienst an der Kultur
Harald Salfellner: Altprager Original
Lenka Hůlková: Stifter-Gedenken und Völkerverständigung
Thema: Unternehmer und Industrielle
Johannes Jetschgo: Pioniere und Großunternehmer. Aufstieg und Fall der Industriellenfamilie Lanna
Tereza Vokurková: Gartenkunst hinter Industrieanlagen
Thema: Porzellan aus Böhmen
Thomas Miltschus: Aus den Bädern in alle Welt
Thomas Miltschus: Luxus für die High Society
István Gergely Szűts: Sudetendeutsche Porzellanmaler in Ungarn
Literatur im Spiegel
Hartmut Binder: Franzefuß. Vom Kartenspiel in der Familie Kafka
Hans Oskar Simon: Victor Fleischer – eine Würdigung (1950)
Michael Eckardt: „Er stammte aus Komotau in Böhmen“. Eine biografische Wiedergutmachung für Victor Fleischer
Forum der Übersetzer
Zuzana Finger: Mein verschlungener Weg zum Tschechischen
Lyrik
Christine Pitzke: Der Penelopist
Sophia Klink: Horní Planá (Anwurf und Tünche; Schwemmhaken; Um ein Tal zu fluten)
Prosa
Elsa Aids: Vorbereitet auf alles
Sophia Klink: Niemandsland
Jan Štifter: Autobahn nach Süden
Kunst und Kontext
Hansjürgen Gartner: Friedensreich Hundertwasser
Wiedergelesen
Franziska Mayer: Jüdische Stoffsuchergeschichten. Leopold Komperts Sammlung „Aus dem Ghetto“ (1848)
Aktuelle Kultur
Martina Schneibergová: Wiederentdeckte Märchenoper. Jaromír Weinbergers „Schwanda“ im Prager Nationaltheater
Martina Schneibergová: Stimmen aus der Vergangenheit. Poesiomaten erinnern an die ehemalige Bevölkerung
Würdigungen
Susanne Habel: Zwischen hier und dort. Nachruf auf die Schriftstellerin Erica Pedretti (1930–2022)
Ursula Haas: Erwachend höre ich die Träume sprechen. Johanna Anderka (1933–2022), große Dichterin aus Mähren
Wolfgang Sréter: Es kommt darauf an, die Welt zu entdecken
Rezensionen
Jahresverzeichnis: 64. Jahrgang 2022
Autoren, Mitarbeiter, Bildnachweis
Wolfgang Schwarz (ed.)
„Unsere Deutschen“ werden die Sudetendeutschen von den Tschechen genannt. Lange lebten beide Volksgruppen in Böhmen friedlich zusammen. Nazi-Terror, Vertreibung und kommunistische Ideologie beendeten dieses Zusammenleben gewaltsam. Der Kommunismus dämonisierte fortan alle Sudetendeutschen pauschal als Revanchisten, auf sudetendeutscher Seite blieb man oft auf das eigene Leid fokussiert. Welche persönlichen Erfahrungen verbinden tschechische Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle mit ihren einstigen Landsleuten, aber auch mit den Deutschen generell? Während einer zwischen 2016 und 2018 in München durchgeführten Vortragsreihe erzählten zehn bekannte Autorinnen und Autoren von ihren Erlebnissen und Wahrnehmungen und setzten sich auch mit der Vertreibung der Sudetendeutschen ab 1945 auseinander.
Die Publikation ist die tschechische Übersetzung des Buchs Mein Weg zu unseren Deutschen, erschienen 2019 im lichtung Verlag.
Mit Beiträgen von Radka Denemarková, Tomáš Kraus, Tomáš Kafka, Jiří Padevět, Lída Rakušanová, Jaroslav Rudiš, Erik Tabery, Mark Ther, Kateřina Tučková und Milan Uhde.
Gefördert durch die Agentura pro rozvoj Broumovska [Agentur für die Entwicklung des Braunauer Ländchens]
Broumov: Agentura pro rozvoj Broumovska 2022. 147 Seiten. ISBN: 978-80-907208-9-3. 8,00 €
Die besten deutsch- bzw. tschechischsprachigen (germano)bohemistischen Arbeiten der Jahre 2018/19 wurden 2021 in Prag ausgezeichnet. Die Laudationes und zwei Beiträge der Preisträger sind im Jahrbuch nachzulesen: Ivo Habán stellt den sudetenschlesischen Maler Paul Gebauer vor, Neil Stewart zieht erhellende Parallelen zwischen Karel Hlaváček und Franz Kafka. Wie Kafka sich mit dem Jiddischen auseinandersetzte und dabei über seine eigene jüdische Identität nachdachte, beschreibt Boris Blahak. Und zu der Tagung über studentische Bewegungen, Netzwerke, Avantgarden in Prag finden Sie einen Bericht sowie einen der Vorträge: Marek Vajchr entdeckt die Figur des Prager Studenten schon im 18. Jahrhundert bei dem preußisch-böhmischen Schriftsteller Otto von Graben zum Stein. Der Jahresbericht 2021, Rezensionen und eine Zeitschriftenschau ergänzen die wissenschaftlichen Beiträge.
Inhalt
Zuzana Jürgens und Franziska Mayer: Aufbruch ins Digitale
Johannes John: Produktive Neugier. Alfred Doppler zum 100. Geburtstag
Otokar-Fischer-Preis 2020
Jan Budňák: Laudatio auf Ivo Habán und Anna Habánová für die beste tschechischsprachige germanobohemistische Arbeit der Jahre 2018/19
Alfrun Kliems: Laudatio auf Neil Stewart für die beste deutschsprachige germanobohemistische Arbeit der Jahre 2018/19
Peter Becher: Laudatio auf Jiř Stromšík. Sonderpreis der Jury
Ivo Habán: Paul Gebauer, ein Moderner im Sog der Heimatkunst
Neil Stewart: Hybridität und Metamorphose. Karel Hlaváček und Franz Kafka
Weitere wissenschaftliche Beiträge und Essays
Boris Blahak: Jiddisch hören, jüdisch sprechen. Spracherwerbs- und Spracherinnerungsstrategien bei Franz Kafka und Max Brod
David Smrček: Tagungsbericht: Studentische Bewegungen, Netzwerke, Avantgarden. Das Beispiel Prag in Politik, Literatur, Film und kulturellem Gedächtnis 1848 bis 1990
Marek Vajchr: „Prager Studenten“ und andere böhmische Motive im Werk von Otto von Graben zum Stein
Rezensionen
Thomas Krzenck – Lucie Doležalov , Michal Dragoun (Hrsg.): Kříž z Telče (1434–1504). Písař, sběratel, autor [Kříž von Teltsch (1434–1504). Schreiber, Sammler, Autor]
Thomas Krzenck – Kamil Boldan: Počátek českého knihtisku [Die Anfänge des böhmischen Buchdrucks]
Bernd Rill – Pierre Monnet: Karl IV. Der europäische Kaiser
Franz Adam – Adalbert Stifter: Briefe 1859–1862. Hrsg. von Wolfgang Hackl und Wolfgang Wiesmüller
Zeitschriftenschau
Aussiger Beiträge. Germanische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre
Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. A Journal of History and Civilisation in East Central Europe
Brücken. Zeitschrift für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft
Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien
Jahrbuch. Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis
Jahresbericht 2021
Autoren und Mitarbeiter