Der Standpunkt der Kunst
eines Volkes ist immer
der Standpunkt
seiner Menschlichkeit.
Adalbert Stifter
Max Simonischek und Wiebke Puls führen durch die vielgestaltige Welt von Kafkas Sprache.
Leser, die sich intensiver mit Texten des in Prag geborenen deutschsprachigen Schriftstellers Franz Kafka (1883–1924) beschäftigen, stoßen fast zwangsläufig auf ein schwer erklärbares, widersprüchliches Phänomen. Einerseits wird ihnen Kafkas „Sound“ immer vertrauter – Stil, Tonlage, Wortschatz –, so dass sie auch bei weniger bekannten Texten seine Autorschaft schon nach wenigen Sätzen erraten können. Andererseits wird ihnen die immense sprachliche Bandbreite und Modulationsfähigkeit Kafkas immer bewusster. Dieser paradoxe Effekt ist auch aus anderen künstlerischen Bereichen bekannt, etwa bei Sängern.
Die szenische Lesung Kafkas Stimmen ist eine Komposition von originalen Textpassagen, die auch weniger erfahrenen Lesern diese Vielfalt zu Gehör bringen und sie damit zu weiterer Lektüre verführen soll. Die Lesung bietet zahlreiche Momente der Überraschung und inneren Bewegung, phantastische Einfälle und abgründige Komik.
Kafka gelingt die Traumerzählung ebenso wie der Liebesbrief und das amtliche Schreiben, der Aphorismus und die durchkomponierte Kurzprosa, die Parabel und der Slapstick, die theaterhafte Romanszene, das literarische Tagebuch und manchmal alles gleichzeitig und ineinander verschränkt, ohne dass man je das Gefühl hätte, dass der Autor die Kontrolle verliert.
Textkomposition und Einführung: Reiner Stach, Germanist und Autor einer dreibändigen Kafka-Biografie (S. Fischer, 2002–2014).
Max Simonischek absolvierte ein Schauspielstudium am Mozarteum, Salzburg. Engagements u. a. am Wiener Burgtheater, an den Münchner Kammerspielen, bei den Salzburger Festspielen. Zahlreiche Preise, darunter der Nestroy-Theaterpreis. 2015 inszenierte und spielte Max Simonischek erstmals am Zürcher Neumarkt-Theater Kafkas Der Bau; sein Stück Kafka stirbt hatte im Juni 2022 Uraufführung am Theater Innsbruck.
Wiebke Puls studierte Schauspiel in Berlin. Engagements in Hannover und Hamburg, seit 2005 an den Münchner Kammerspielen. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt der 3sat-Preis.
Eintritt: 12 € / 7 € (Abendkasse)
Kartenreservierung: eveeno.com/kafkas-stimmen
> Hier gelangen Sie zum Begleitprogramm Kafkas Spiele in München <
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Literaturhandlung München.
Gefördert aus Mitteln des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.
Anna Knechtel wirft in der Reihe „Literatur im Café“ einen Blick auf Otfried Preußlers Lebensweg und seine phantastischen Geschichten.
Schon als Kind im nordböhmischen Reichenberg/Liberec wurde er selbst von den Sagen, Märchen und Abenteuergeschichten verzaubert, die ihm sein Vater Josef und seine Großmutter Dora erzählten. Nach den Erfahrungen von Krieg, Deportation und fünfjähriger Gefangenschaft in sowjetischen Zwangsarbeitslagern, entdeckte er als Lehrer im bayerischen Rosenheim sein eigenes Talent, Kinder mit phantasievollen Geschichten zu begeistern.
In der Veranstaltung werden sein Lebensweg und seine wichtigsten Kinderbücher vorgestellt. Dabei kommen auch seine familiären Wurzeln in Südböhmen zur Sprache. Ein Schwerpunkt ist Krabat gewidmet, dieser Geschichte für ältere Kinder und Erwachsene, mit der sich Preußler Klarheit über seine eigene Faszination durch „schwarze Magie“ verschaffte. Nicht fehlen wird auch ein Blick auf seinen einzigen Roman für Erwachsene Die Flucht nach Ägypten – Königlich böhmischer Teil, in dem er in altertümlicher Sprache die Lebenswelt seiner Kindheit und Jugend vor dem Hintergrund des Fluchtmotivs der Heiligen Familie lebendig werden lässt.
Vortrag und Textauswahl: Anna Knechtel (Übertragung der Texte ins Tschechische: Petra Liebl)
Begrüßung: Ivo Kareš, Direktor der Südböhmischen Wissenschaftlichen Bibliothek
Lesung der Zitate aus Preußlers Werken: Miroslava Nezvalová, Tschechischer Rundfunk Česke Budějovice
Eintritt frei
Eine Veranstaltung der Südböhmischen wissenschaftlichen Bibliothek in Kooperation mit dem Adalbert Stifter Verein - Kulturinstitut für die böhmischen Länder
Über Kafkas Werkstatt und Kafkas Spiele sprechen Andreas Kilcher und Štěpán Zbytovský.
Lesen und Schreiben griffen in Kafkas Werkstatt unmittelbar ineinander. Er setzte sich intensiv mit den großen Themen der Moderne wie der Psychoanalyse und dem Marxismus, dem Zionismus oder dem Okkultismus auseinander. Seine Leseerfahrungen sind mitunter erkennbar in seine Texte eingeflossen, manchmal aber bleiben sie unerkannt.
Der Literaturwissenschaftler Andreas Kilcher bietet in seinem neuen Buch Kafkas Werkstatt. Der Schriftsteller bei der Arbeit, das im Mai 2024 im C.H. Beck Verlag erschien, einen Schlüssel dazu, wie Kafkas so vieldeutige Texte zu verstehen sind.
Gemeinsam mit dem Prager Germanisten und Autor des Ausstellungskonzepts Kafkas Spiele Štěpán Zbytovský diskutiert er über aktuelle Zugänge zu Kafkas Werk.
Moderation: Niels Beintker, Bayerischer Rundfunk.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins – Kulturinstitut für die böhmischen Länder
Die unbefristete Vollzeitstelle ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu besetzen.
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Wir bieten an:
Die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern wird gefördert. Bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung werden Frauen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz, schwerbehinderte Menschen nach Maßgabe des Sozialgesetzbuchs IX besonders berücksichtigt. Von Schwerbehinderten Bewerberinnen und Bewerbern wird lediglich ein Mindestmaß an körperlicher Eignung verlangt. Der ASV begrüßt Bewerbungen von Menschen aller Nationalitäten, unabhängig von deren kultureller und sozialer Herkunft, Alter, Religion oder sexueller Identität.
Bewerbung:
Die Bewerbung mit den üblichen Unterlagen (insbesondere mit tabellarischem Lebenslauf, beruflichem Werdegang, Kopien von einschlägigen Zeugnissen/Beurteilungen) ist per E-Mail an die Geschäftsführerin, Frau Dr. Zuzana Jürgens, sekretariat@stifterverein.de bis zum 6. Dezember 2024 zu richten.
Kontakt:
Adalbert Stifter Verein e.V, Hochstraße 8 81669 München
T: 622 716 30, E: sekretariat@stifterverein.de
Anlässlich des 100. Todestags des Schriftstellers und gebürtigen Pragers Franz Kafka, der sich am 3. Juni 2024 jährt, hat der Adalbert Stifter Verein ein Partner-Netzwerk und Veranstaltungsplattform Kafka 2024 ins Leben gerufen.
An vielen Orten und in vielen Veranstaltungen, in Büchern, Blogs, Podcasts und sogar Videospielen wird an ihn und sein Vermächtnis erinnert, es wird nochmal mehr deutlich, wie aktuell und inspirierend seine Texte und seine Reflexionen des Lebens und der Kunst sind. In der multikulturellen Stadt Prag in Deutsch und Tschechisch aufgewachsen, erlebte Kafka nicht nur die gegenseitige Befruchtung und Überschneidung der deutschen, tschechischen und jüdischen Kulturen, sondern auch den steigenden Nationalismus und auch Antisemitismus, Themen, die uns heute ebenfalls beschäftigen. Und nicht zuletzt achtete er zeitgemäß auf gesunden Lebensstil und Ernährung, möglicherweise ist nicht allgemein bekannt, dass er Vegetarier war.
Der Jahrestag bietet nicht nur die Möglichkeit, Kafkas Werk und Leben aus aktuellen und neuen Perspektiven zu betrachten. Das Jubiläum ist auch eine Gelegenheit, den Blick auf das tschechisch-deutsche kulturell Erbe und den gegenseitigen Austausch und Einfluss beider Kulturen und Nationen bis in die Gegenwart zu richten.
Kafka 2024 verbindet dazu bewusst die Akteure, die sich in ihrem Programm dem deutschsprachigen, in der böhmischen Metropole Prag geborenen Autoren widmen werden, insbesondere in der Tschechischen Republik, Deutschland und Österreich. Sie bringt zweisprachige Informationen über Veranstaltungen in den einzelnen Städten, über Wettbewerbe und Ausschreibungen, Hintergrundinformationen über Franz Kafka, Blogs und noch einiges mehr. Die Plattform, die im Herbst 2023 gelauncht wird, soll auch ein zentraler Punkt für Informationen über Franz Kafka und den Kontext seines Lebens und Werks sein.
Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des tschechischen Kulturminister Martin Baxa und der Schirmfrauschaft der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth.
Es wurde vom Adalbert Stifter Verein (München) initiiert und koordiniert und entsteht in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Prag / Prag – UNESCO Stadt der Literatur. Beteiligt sind unter anderem das Goethe-Institut Prag, das Österreichische Kulturforum, die Tschechischen Zentren, das Literaturmuseum der Tschechischen Republik in Prag, Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg, Deutsches Kulturforum östliches Europa in Potsdam, Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin, Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag, Münchner Stadtbibliothek, Literaturhaus München, Institut für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität, Gesellschaft für interkulturelle Germanistik, Franz-Kafka-Gesellschaften in Prag und Wien, das Tschechische Literaturzentrum, die Westböhmische Galerie in Pilsen und Münchner Volkshochschule. Berater und Kurator einiger der Veranstaltungen ist Reiner Stach, einer der führenden Experten für Kafkas Werk und Leben.
Informationen über alle Projektpartner finden Sie hier.
Gefördert haben das Projekt die Beaftraugte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds.
(1931–2024)
Nun hat auch er sich von uns verabschiedet, František Černý, der fast die ganze Zeit seines Lebens in Prag an der Moldau gewohnt hat, der Radius seines Lebens kaum größer als der Franz Kafkas, an den wir uns in diesem Jahr landauf, landab erinnern. Wie dieser hat Černý einige Zeit in Berlin verbracht, nicht als Schriftsteller, dem die Kehlkopferkrankung und die rasende Inflation zu schaffen machten, sondern als Gesandter und schließlich Botschafter seines Staates, dessen Amtszimmer mehr einer Gelehrtenstube als einem kühlen Diplomatenzimmer glich. Alles war aufregend und neu in diesen ersten Jahren nach dem Fall der Berliner Mauer, Ost und West wuchsen knirschend zusammen, am Potsdamer Platz streckten sich stählerne Dinosaurier in den Himmel, das Ehepaar Christo verhüllte den Reichstag, der Bundestag und das Bundeskanzleramt zogen von Bonn nach Berlin. Und Černý bewegte sich zwischen Ministern und Diplomaten ebenso traumwandlerisch leicht und ungezwungen wie zwischen Schriftstellern und Germanisten, ganz so, als ob er das seit Jahr und Tag gewohnt gewesen wäre.
Doch was wussten wir, die wir ihm damals zum ersten Mal begegneten, von seinem bisherigen Leben? Hat er je davon erzählt? Mit nicht ganz 8 Jahren erlebte er die Besetzung Prags durch die deutsche Wehrmacht, ein halbes Jahr später den Beginn des 2. Weltkriegs, mit nicht ganz 11 Jahren das Attentat auf Reinhard Heydrich und die furchtbaren Rachemaßnahmen, mit nicht ganz 14 Jahren den Prager Aufstand, das Kriegsende, die Misshandlung und Zwangsaussiedlung der Deutschen. Die kommunistische Machtübernahme erlebte er mit 17 Jahren, die Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 mit 37 Jahren. Wieviel Hoffnung mag die Liberalisierung in ihm geweckt, wieviel Zuversicht der Überfall der russischen Panzer vernichtet haben? Černý hatte 20 bleierne Jahre vor sich und war bereits 58, als die Samtene Revolution das kommunistische Regime beendete. Was für ein Schicksal, und doch standen ihm die wirkungsvollsten Jahre seines Lebens noch bevor! Er wurde Gesandter und Botschafter, Vorsitzender der Union für gute Nachbarschaft und des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren.
Er nahm an unzähligen Treffen in Berlin, Dresden, Leipzig, Prag, Brünn und Budweis teil, er begleitete Lenka Reinerová zu den Begegnungen in Stifters Geburtsort Oberplan und saß dort mit den Teilnehmern bis weit nach Mitternacht singend und diskutierend zusammen. Černý war ein Menschenfreund durch und durch, und er wurde mit Preisen geehrt: Gemeinsam mit Altbundespräsident Richard von Weizsäcker erhielt er 1996 in Dresden den Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung, 2001 nach der Beendigung seiner Botschaftertätigkeit in Berlin das Bundesverdienstkreuz, 2002 den Ricarda-Huch-Preis in Darmstadt, 2022 den Wenzel-Jaksch-Gedächtnis-Preis der Seliger-Gemeinde.
Černý zählte zu dem Kreis der bekanntesten Intellektuellen Böhmens und Mährens, zu dem so früh verstorbenen Vladimír Kafka, mit dem er das Geburtsjahr teilte, dem Vater des heutigen Botschafters der Tschechischen Republik in Berlin, zu Eduard Goldstücker und Lenka Reinerová, zu Jiří Dienstbier, Jiří Gruša und Václav Havel, die alle drei im Jahr 2011 verstorben sind, zu Ludvík Vaculík und Kurt Krolop.
Nun ist auch Černý ihnen nachgefolgt, der nie älter zu werden schien, und wir bleiben mit Trauer und Dankbarkeit zurück, dankbar ganz besonders auch für das, was er für den Adalbert Stifter Verein getan hat, und rufen ihm nach: Leb wohl, milý Franto, hab Dank für die Freundschaft, die Du uns gewährt hast und geh so leicht und heiter auf den himmlischen Pfaden weiter wie Du uns auf der Erde begegnet bist.
Peter Becher
Neu auf YouTube:
Vortragsreihe in Kooperation mit dem Bohemicum – Center for Czech Studies der Universität Regensburg, dem Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Institut für tschechische Literatur der tschechischen Akademie der Wissenschaften.
Die Aufnahmen der Vorträge wurden auf unserem Youtube-Kanal veröffentlicht.
Vortragende:
Elena Giovannini, Professorin für Germanistik an der Università del Piemonte Orientale, Vercelli, Italien. Zum Vortrag: Kafka intermedial. „Das Urteil“ als Graphic Novel
Andreas B. Kilcher ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich. Er ist der Autor der Monographie „Franz Kafka. Leben. Werk. Wirkung“ (2008) und Herausgeber von „Franz Kafka: Die Zeichnungen“ (2021). Dieses Jahr erscheint sein Buch „In Kafkas Werkstatt“. Zum Vortrag: Kafka und der Zionismus
Marek Nekula ist Professor für Bohemistik und Westslavistik am Bohemicum – Center for Czech Studies der Universität Regensburg. Zum Vortrag: Kafka und die tschechische Literatur revisited
Juliane Prade-Weiss, Professorin am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zum Vortrag: Kafkas Klagen. Zur Poetik der Beschwerde
Veronika Tuckerová, Department of Slavic Languages and Literatures an der Harvard University. Zum Vortrag: Mediators, Translators, Readers. The Reception of Franz Kafka in Czechoslovakia
Im Rahmen der Ausstellung Kulturelle Brücken in Europa. Adel aus Böhmen und Mähren haben wir in Zusammenarbeit mit Post bellum/Memory of nations mit einigen Mitgliedern aus der Reihen des böhmischen und mährischen Adels über ihre Familien und auch über ihre persönliche Erfahrungen mit dem Leben im Exil, bzw. nach der Vertreibung aus ihrer Heimat gesprochen. Die Filminterviews mit Richard Belcredi, Aglaë Hagg (geb. Thun), Isabella Harnier (geb. Schwarzenberg), Johannes Lobkowicz, Georg Salm-Reifferscheidt-Raitz, Friedrich von Thun, Thomas Thun, Pater Angelus Waldstein und Maria Waldstein-Wartenberg sind nun auf dem Portal Memory of nations zu sehen.
Gefördert durch den Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds.
Der zweisprachige Film, in dem mehrere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von ihren Erfahrungen berichten, ist eine persönliche und fesselnde Geschichte des böhmischen und mährischen Adels von 1918 bis heute. Er ist im Rahmen der Ausstellung des Adalbert Stifter Vereins "Kulturelle Brücken in Europa. Adel aus Böhmen und Mähren nach 1945" in Zusammenarbeit mit Memory of Nation (Post Bellum) entstanden und ist auf dem YouTube-Kanal des Adalbert Stifter Vereins zu sehen.
Neu auf Youtube:
Caro Matzko ist als Moderatorin aus Radio und Fernsehen bekannt: bei Bayern 2 in Eins zu Eins. Der Talk oder als Kolumnistin der Glosse Ende der Welt, auf dem Planet Wissen, als Sidekick in der bekannten Sendung Ringlstetter oder als Podcasterin ihrer eigenen Abendshow (ARD-Mediathek). Ihre journalistische Arbeit begann Caro Matzko schon während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften, Politik und Soziologie in München.
Matzkos Vater, Jahrgang 1934, stammt aus Osterode in Ostpreußen und musste als 10-jähriger seine Heimat verlassen. Ein Trauma, das Auswirkungen bis heute und auch auf Caros Leben hat: In ihrem gemeinsam mit Tanja Marfo verfassten Buch Size egal – Dein Selbstbewusstsein kann nicht groß genug sein, das sich mit ihrer Magersucht und Essstörungen auseinandersetzt, thematisiert Matzko die Bedeutung ihrer Familiengeschichte für die Krankheit und die Auswirkungen auf die eigene emotionale Stabilität. Vor allem darauf, aber auch auf viele andere Facetten ihres Lebens wird das Gespräch eingehen.
Die Matzkoʼsche Familiengeschichte wird auch eindrucksvoll von Regisseurin Maike Conway gezeigt, die das Leben und den Werdegang der Moderatorin in der BR-Reihe Lebenslinien mit dem Titel Caro Matzko – Trauriges Mädchen, witzige Frau porträtierte. Caro Matzkos Lebenslinien wurden im Mai 2023 ausgestrahlt.
Moderation: Wolfgang Schwarz
Grenzen sind ein Thema, das mit der Coronapandemie, wiederkehrenden Migrationswellen und dem Krieg in der Ukraine noch aktueller geworden ist. Mit Blogbeiträgen, einer Video-Reihe und einem Podcast widmen wir uns mit der neuen Platform zwischengrenzen.online.
Grenzsituationen, Grenzziehungen sowie Grenzüberschreitungen und ihrer Bedeutung anhand von konkreten Beispielen aus dem mittel- und südosteuropäischen Raum. Biografien stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie Geschichte, Sprache, Kultur und geopolitische Aspekte.
Die Platform haben wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München aufgebaut, im Rahmen eines gemeinsamen, von Kultur.Gemeinschaften ausgeschriebenen Förderprogramms.
Bis Jahresende werden wir wöchentlich neue Beiträge – Text, Video oder Audiofeature – veröffentlichen. Die ersten fünf Beiträge finden Sie bereits online auf: zwischengrenzen.online
Blog-Serie „Zwischen Grenzen“
Zuzana Jürgens: Wie ein Altarbild aus Tetschen nach Bayern und wieder zurückkam
Enikő Dácz: Literarische Grenzen und Entgrenzungen: Adolf Meschendörfer, Heinrich Zillich und die Literaturpolitik des Dritten Reichs
Videoreihe „Spot on“
Anna Paap: Margarete Schell
Wolfgang Schwarz: Erich Kühnhackl
Podcast „Münchner Grenzerfahrungen“
Tobias Weger: Die Geschichte überwindet Grenzen. Im Gespräch mit Konrad Gündisch
Unserer „crossmedialen“ Features gehen auf unsere wissenschaftliche Forschung zurück – und sollen gleichzeitig auf dem digitalen Weg ein breites Publikum erreichen. Darum haben wir uns auch auf der „handwerklichen“ Ebene intensiv weitergebildet und uns im Rahmen des Projektes theoretisch und praktisch mit dem Thema der digitalen Wissensvermittlung auseinandergesetzt:
Wie wird eine Online-Strategie entwickelt? Wie verfasse ich Texte, die auf Bildschirmen gerne gelesen werden? Diese Fragen haben wir gemeinsam mit der Kulturvermittlerin Dr. Tanja Praske beantwortet.
Wie entwickle ich Video- und Audioformate? Und wie kann ich sie im eigenen Haus effizient, professionell und für das Zielpublikum ansprechend produzieren? Dazu haben uns die Filmemacher Holger Gutt und Michaela Smykalla von Filmkultur geschult.
Nicht zuletzt haben wir mit dem renommierten Literatursprecher und Sprechtrainer Helmut Becker an unserer Sprechtechnik gearbeitet – neben dem Gehirn ist unsere Stimme das vielleicht wichtigste Instrument für Wissenschaftler:innen und Kulturmittler:innen, online, aber auch offline.
Die visuelle und technische Entwicklung der Online-Plattform stellt eine weitere wichtige Horizonterweiterung für uns dar. Umso dankbarer sind wir über die produktive Zusammenarbeit mit der Designerin und Expertin für strategische Markenentwicklung Susana Frau und den Entwicklern von Kollektiv17.
„Zwischen Grenzen“ ist also noch viel mehr als eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Grenzen“ – es ist ein Projekt zur „digitalen Selbstermächtigung“ unserer Einrichtungen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Plattform zwischengrenzen.online wird zu unserer Online-Medienplattform werden, auch über das Projekt „Zwischen Grenzen“ hinaus. Für eine nachhaltige Nutzung ist also gesorgt.
Die Begleitpublikation zur Pilsener Ausstellung über Franz Kafkas Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst ist auf Englisch oder Tschechisch bei uns erhältlich.
Dass der berühmte Schauspieler Alexander Moissi seine Karriere in Prag begonnen hat, ist kaum bekannt. Die Theaterhistorikerin Jitka Ludvová rekonstruiert seine Anfänge am Prager Neuen deutschen Theater und entdeckt in seiner ersten Ehefrau Marie Urfus-Moissi eine weitere interessante Protagonistin der Prager Bühne. Das Verhältnis des Berliner Kulturkritikers und Übersetzers Walter Benjamin zu Prag untersucht der Literaturhistoriker Michal Topor. Dazu hat er Rezeptionszeugnisse in deutsch- und tschechischsprachigen Prager Zeitungen zur Übersetzungstheorie Benjamins zusammengetragen und verfolgt dessen Begegnungen mit der Stadt und ihrer Literatur.
Der Salzburger Slawist und Musikwissenschaftler Ulrich Theißen Pibernik verfolgt die Spuren einer sogenannten Salonorgel, die 1931 im slowakischen Jagdschloss Duchonka für die begabte Tochter des Hauses, die junge Organistin Hedalise Haupt-Buchenrode, in prächtiger Ausstattung errichtet wurde – kurz bevor das deutschsprachige Leben am Ort zu Ende ging. Der Autor und Journalist Johannes Jetschgo setzt sich mit der Identität der Deutschböhmen zwischen deutscher, österreichischer und schließlich auch tschechischer Kultur auseinander.
Neben diesen wissenschaftlichen Beiträgen enthält der Band wie üblich den Jahresbericht 2023, Rezensionen sowie eine Zeitschriftenschau. Außerdem erinnert Franziska Mayer an den Wiener Buchwissenschaftler Murray G. Hall und seine Verdienste um die böhmische Buch- und Verlagsgeschichte.
Inhalt
Zuzana Jürgens und Franziska Mayer: Otfried Preußler und viel mehr
Nachruf
Franziska Mayer: Unerbittlich sanfter Aufklärer. Zum Tod des Buchwissenschaftlers Murray G. Hall (1947–2023)
Weitere wissenschaftliche Beiträge und Essays
Jitka Ludvová: Alexander Moissi und Prag. Ergänzungen zu seiner Biografie
Ulrich Theißen Pibernik: Silbermanns Geist in der Slowakei? Schicksal einer Salonorgel im Spannungsfeld ostmitteleuropäischer Zeit-, Kultur- und Familiengeschichte zwischen Monarchie und NS-Diktatur
Michal Topor: Walter Benjamin – eine tschechische Verortung
Johannes Jetschgo: Österreich, die Deutschböhmen und die Deutschen
Rezensionen
Thomas Krzenck – Renata Modráková: Knižní kultura kláštera benediktinek u sv. Jiří na Pražském hradě [Die Buchkultur des Benediktinerinnenklosters bei St. Georg auf der Prager Burg]
Thomas Krzenck – Martin Holý, Mlada Holá u. a.: Profesoři pražské utrakvistické univerzity v pozdním středověku a raném novověku (1457/1458–1622) [Die Professoren der Prager utraquistischen Universität in Spätmittelalter und früher Neuzeit (1457/1458–1622)]
Franz Adam – Adalbert Stifter: Briefe von Adalbert Stifter. Briefe bis 1848. Hrsg. v. Paul Keckeis, Werner Michler u. Karl Wagner; Adalbert Stifter: Briefe von Adalbert Stifter. Briefe bis 1854–1858. Hrsg. v. Ulrich Dittmann.
Zeitschriftenschau
Aussiger Beiträge. Germanische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre
Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. A Journal of History and Civilisation in East Central Europe
Brücken. Zeitschrift für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft
Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien
Jahrbuch. Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis
Jahresbericht 2023
Autoren und Mitarbeiter
Zwölf ausgewählte Lebensbilder
Die dritte (aktualisierte und leicht erweiterte) Auflage des Buches stellt die Wurzeln bekannter Persönlichkeiten aus dem deutschen Kultur- und Sprachkreis der böhmischen Länder vor. Beiträge zu Bertha von Suttner, Ferdinand Porsche, Oskar Schindler, Adalbert Stifter, Franz Kafka, Rainer Maria Rilke, Otfried Preußler, Gregor Mendel, Marie von Ebner-Eschenbach, Gustav Mahler, Karl Kraus, Sigmund Freud.
Mit themenbezogenen Zitaten werden auch weitere Bekanntheiten wie z. B. Ruth Maria Kubitschek, Friedrich von Thun, Alfred Biolek oder Christoph Kardinal Schönborn aufgeführt, deren Wurzeln in den böhmischen Ländern liegen.
München: 2023. 109 Seiten. ISBN: 978-3-940098-23-8. 8,00 € zzgl. Versandkosten
Zweisprachiger Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung, die vom Münchner Adalbert Stifter Verein initiiert wurde, ist soeben erschienen und beim Adalbert Stifter Verein sowie beim Verlag Argo bestellbar.