Der Standpunkt der Kunst
eines Volkes ist immer
der Standpunkt
seiner Menschlichkeit.
Adalbert Stifter
Wie fühlte es sich an, nach Ende des Zweiten Weltkrieges in der Tschechoslowakei ein deutsches Kind zu sein? Um diese Frage kreist ein Comicband, der 2021 in Tschechien und dieses Jahr auch in einer deutschen Ausgabe erschienen ist. Vorgestellt wird er von Textautor Marek Toman, der Zeichnerin Magdalena Rutová und dem Hörfunkjournalisten Andreas Stopp (Deutschlandfunk), der den Abend moderiert.
Als Vorlage für das Buch dienten reale Lebensgeschichten von fünf Deutschen aus der Tschechoslowakei, die als Kinder Vertreibung und Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten. Als erwachsene Frauen und Männer sprachen sie ihre Erlebnisse und Gedanken in das Mikrofon von Jan Blažek. Als Mitarbeiter der tschechischen Nichtregierungsorganisation Post Bellum sammelt er nicht nur Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, sondern kümmert sich auch darum, diese einem möglichst breiten Publikum zu vermitteln. So regte er auch ihre künstlerische Gestaltung durch tschechische Zeichnerinnen und Zeichner an. Entstanden sind fünf individuell gestaltete Comicgeschichten, die nicht nur von schweren Kindheiten erzählen, sondern auch davon, wie die fünf Interviewten ihr Leben gemeistert haben.
Die deutsche Übersetzung von Raija Hauck erschien im BALAENA Verlag, die tschechische Originalausgabe „Odsunuté děti“ bei Post Bellum. Sie wurde mit dem tschechischen Kinderbuchpreis Zlatá stuha und dem Comicpreis Muriel (für Stanislav Setinský) ausgezeichnet.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Balaena-Verlag, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa und dem Tschechischen Zentrum Berlin. Gefördert durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Otfried Preußlers einziger Roman für Erwachsene trägt den Titel Die Flucht nach Ägypten - Königlich böhmischer Teil. 1978 erschienen, ist er eine Weihnachtserzählung par excellence. Er versetzte und versetzt noch heute seine Leser in Begeisterung, weil er auf mehreren Ebenen Weihnachtsgeschichte, Krippenkunst, sprachliche Besonderheiten und Reminiszenzen an die Zeit der Habsburger Monarchie sowie Motive wie Vertreibung, Versöhnung und wundersames Geschehen verbindet.
Daneben gibt es in Preußlers Repertoire weitere bekannte und auch unbekannte Texte, die dem weihnachtlichen Festkreis zuzuzählen sind. Hören Sie, was der große „Geschichtenerzähler“ zu vermelden hat, und lassen Sie sich bei einem Glas Glühwein und etwas Süßem durch eine Ahnung von Weihnachtsfreude verzaubern.
Es lesen Eva Haupt und Raimund Paleczek (beide Sudetendeutsches Museum) sowie Anna Knechtel (Adalbert Stifter Verein), die Texte aus Preußlers Werk ausgewählt hat.
Bitte melden Sie sich an unter: eveeno.com/preusslers-weihnachten
Zur Aufführung kommen – unter der Leitung von Miriam Němcová – Opern- und Operettenmelodien aus Werken von Antonín Dvořák (Rusalka), Bedřich Smetana (Die verkaufte Braut), Johann Strauß, Georges Bizet und Giacomo Puccini.
Die Sopranistin Lucie Silkenová wirkt als Gastsängerin auf der Bühne des Nationaltheaters Prag sowie als Solistin des tschechischen Armee-Orchesters. Sie hatte gemeinsame Auftritte mit dem BBC-Symphony Orchestra in London unter Jiří Bělohlávek. In zahlreichen Opernaufführungen verkörperte sie u. a. Kleopatra in Händels Julius Cäsar, Pamina in Mozarts Zauberflöte oder Gilda in Verdis Rigoletto.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung der Tschechoslowakischen Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst (SVU Deutschland) in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder.
Franz Peter Künzel verstorben
Nun ist auch er von uns gegangen, allen Prophezeiungen zum Trotz, dass er sich zu seinem 100. Geburtstag die Laudatio selber schreiben wird, weil alle seine alten Freunde vor ihm gestorben sind:
Franz Peter Künzel, der Hrabal-Übersetzer und langjährige Herausgeber der Zeitschrift Sudetenland.
Geboren am 31. März 1925 in Königgrätz (Hradec Králové), Schüler deutscher und tschechischer Schulen, Soldat, Kriegsgefangener und Lagerentlassener, der im Allgäu seine neue Heimat und seine erste Frau fand. Künzel war vielseitig: Autor früher Gedichte und Erzählungen, Verlagslektor und intellektueller Wanderer zwischen deutschen und tschechischen Kulturmilieus, Mitarbeiter des tschechoslowakischen Büros in München, das Autoren und Künstler nach der Niederschlagung des Prager Frühlings betreute, ein Mann, der auch in der Zeit der „Normalisierung“ gute Kontakte zum Schriftstellerverband in Prag unterhielt, vielleicht sogar zu gute Kontakte. Immer mehr wurde er zum Übersetzer von tschechischen Lyrikern und Erzählern wie Miroslav Holub und Jaroslav Seifert, Vladislav Vančura und Milan Kundera und schließlich zur westdeutschen Stimme von Bohumil Hrabal, den er für den Suhrkamp Verlag übersetzte, bis hin zur genialen Übertragung des Begriffs „pábitelé“, aus dem Künzel die „Bafler“ machte. Dabei gelang es ihm, den Stil Hrabals nachzuahmen, dessen Redefluss, oft ohne Punkt und Komma, mit seinen assoziativen und surrealen Wendungen höchste Anforderungen an das Übersetzen stellte. So wie Künzel insgeheim mit dem ostdeutschen Übersetzer Karl-Heinz Jähn zusammenarbeitete und dem Schriftstellerverband manches Schnäppchen schlug, wirkte er bisweilen selbst wie eine Figur aus dem literarischen Kosmos von Hrabal, immer ein wenig undurchsichtig und unberechenbar, hintergründig allemal, ein Meister endloser Nebensätze, die er auf quälend langen Zugfahrten auf faszinierende Weise mit einem korrekten Verb zu beenden verstand.
Von den ersten Zugfahrten, die ich mit ihm noch vor 1989 nach Prag unternahm, wo er mich mit Autoren und Sehenswürdigkeiten bekannt machte, blieben Bilder im Gedächtnis von endlosen mitternächtlichen Stunden an der Grenze, bei denen Pässe und Gepäck kontrolliert wurden und auf den Bahnsteigen im düsteren Licht der Lampen junge Grenzer mit Hunden und Maschinenpistolen patrouillierten. Wenn der Zug dann in den frühen Morgenstunden endlich weiterfuhr, sehe ich Künzel mit müden Augen am Fenster sitzen, den herabhängen Mantel vor das Gesicht und den Oberkörper ziehen und schon bald in einen kurzen Schlaf versinken, bis er dann in Prag aufwachte, den Mantel zurückschlug und so munter umherblickte, als ob er 8 Stunden geschlafen hätte.
Jahrelang hat er dafür gesorgt, dass die zweite Nummer der Vierteljahresschrift Sudetenland pünktlich zum Sudetendeutschen Tag erschien und nach der Kulturpreisverleihung am Freitagabend vor Pfingsten für die Gäste auflag, die sie anschauen und mitnehmen konnten. Jetzt ist Franz Peter Künzel am Tag der diesjährigen Kulturpreisverleihung, die im Stadttheater von Regensburg stattfand, am 26. Mai gestorben. 98 Jahre und zwei Monate wurde er alt, und wir rufen ihm nach, lebe wohl, alter Bafler, leb´ wohl und hab´ Dank für alles, was Du uns vermittelt und beigebracht hast. Und dieser Dank gebührt, wie es sich gehört, auch der Weltmeisterin des Schreibmaschineschreibens, die Dich so lange unterstützt und in den letzten Jahren Deines Lebens als Deine zweite Frau fürsorglich betreut hat.
Peter Becher
Tagung zum 100. Geburtstag des aus Reichenberg/Liberec stammenden Kinder- und Jugendbuchautors über sein Leben und Werk zwischen Böhmen, Bayern und der Lausitz. Die Veranstaltung ist zweisprachig (deutsch-tschechisch) und wird simultan gedolmetscht.
Ab Mitte September sind der bayerische Autor P. Krömer und die tschechische Illustratorin N. Hoření zu Gast im südböhmischen Oberplan/Horní Planá als die diesjährigen Stifter-Stipendiaten.
Neu auf Youtube:
„Unsere Deutschen“ werden die Sudetendeutschen von den Tschechen genannt. Viele Jahrhunderte lang lebten beide Volksgruppen in Böhmen friedlich zusammen. Nationalsozialistischer Terror, Vertreibung und kommunistische Ideologie beendeten dieses Zusammenleben gewaltsam. Der Kommunismus dämonisierte fortan alle Sudetendeutschen pauschal als Revanchisten, auf sudetendeutscher Seite blieb man oft auf das eigene Leid fokussiert. Seit der Samtenen Revolution 1989 hat sich das Verhältnis deutlich entkrampft. Wie blicken tschechische Schriftsteller, Intellektuelle, Journalisten etc. auf „ihre Deutschen“ bzw. die Deutschen im Allgemeinen?
Jindřich Mann, geb. 1948 in Prag, Autor und Filmemacher, ist ein Enkel Heinrich Manns. Seine Mutter Leonie war die einzige Tochter von Heinrich und Maria „Mimi“ Mann; Jindřichs Vater war der in der Tschechoslowakei erfolgreiche Schriftsteller Ludvík Aškenazy. 1968, nach der gewaltsamen Niederschlagung des „Prager Frühlings“, emigrierte Jindřich Mann mit seinen Eltern und dem jüngeren Bruder Ludvík nach Westeuropa. 1989 kehrte er wieder in seine Heimatstadt Prag zurück. 2007 veröffentlichte er den deutschsprachigen Band Prag, poste restante. Eine unbekannte Geschichte der Familie Mann. 2017 erschien der tschechischsprachige Novellen-Band Lední medvěd (Eisbär), im Jahr 2023 sein Roman Stříbrný kouzelník (Der silberne Zauberer).
Moderation: Wolfgang Schwarz
Ein Angebot des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum
Neu auf Youtube:
Die Eltern von Klaus Holetschek, derzeit amtierender bayerischer Gesundheitsminister, stammen aus Marienbad/Mariánské lázně im Egerland und aus Böhmisch Eisenstein/Železná Ruda im Böhmerwald. Während seiner politischen Laufbahn übernahm er Verantwortung auf verschiedenen politischen Ebenen (Bundestagsabgeordneter, Bürgermeister von Bad Wörishofen etc.), derzeit gehört er dem Bayerischen Landtag an. Insbesondere während der COVID-Pandemie und den dadurch bedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens war er ein vielgefragter Gesprächsgast der Medien.
Das Gespräch thematisiert die deutschböhmische Herkunft seiner Eltern, den Umgang mit Identitäten und Bräuchen in seiner Familie sowie die mit der COVID-Pandemie verbundenen Herausforderungen für die grenzüberschreitenden bayerisch-tschechischen Beziehungen.
Moderation: Wolfgang Schwarz
Ein Angebot des Kulturreferats für die böhmischen Länder
Im Juni dieses Jahres trafen sich in Sulzbach-Rosenberg sieben Schriftstellerinnen und Schriftsteller um über ihr Werk und das literarische Leben in ihren Länder zu reden. Kurzprosa und Filminterviews geben nun einen Enblick in die Themen und Gespräche.
Unter dem Motto „Grenzen, Nachbarschaften, neue Stimmen“ setzte sich im Juni 2022 der Austausch zwischen tschechischen und bayerischen Autorinnen und Autoren fort, der 2011 auf gemeinsame Initiative des Literaturhauses Oberpfalz und des Prager Literaturhaus begann und sich Themen wie „Heimat“ und „Gewalt und Gedächtnis“ widmete. Das Treffen fand erstmals als Kooperationsveranstaltung des Adalbert Stifter Vereins (München), des České literární centrum / Tschechischen Literaturzentrums (Prag) und des Literaturhauses Oberpfalz statt, nach einer gemeinsamen deutsch-tschechischen Lyrik-Veranstaltung im Sommer 2021.
Im Zentrum des dreitägigen Treffens mit Ulrike Anna Bleier, Dora Kaprálová, Sophia Klink, Markus Ostermair, Markéta Pilátová, Jan Štifter und Jonáš Zbořil (die ebenfalls eingeladene Slata Roschal musste wegen Krankheit absagen) standen Gespräche über aktuelle Schreibprojekte und Veröffentlichungen, bei denen die Übersetzerinnen und Dolmetscherinnen Julia Miesenböck und Lenka Hošová wertvolle Unterstützung leisteten.
Bei aller Unterschiedlichkeit der Themen und Textformen kristallisierte sich ein starkes gemeinsames Interesse für Orte und Nicht-Orte und für die Frage nach dem Verbunden-Sein und dem Sich-Fremd-Fühlen als existenziellem Lebensgefühl heraus. Sophia Klink, Biologin, Lyrikerin und Stifter-Stipendiatin 2022, und Jonáš Zbořil, Lyriker und Journalist, trafen sich darüber hinaus in ihrem Anliegen, über die Verbindung von Mensch und Natur zu schreiben, mit kritischem Blick für die zerstörerischen Auswirkungen des Anthropozän. Markus Ostermeier, dessen Debütroman „Der Sandler“ (2020. Osburg Verlag) im Münchner Obdachlosen-Milieu spielt, las eine Passage aus einem neuen Romanprojekt, das dem Bauerhof-Sterben und dem wenig beachteten Thema der Selbstmorde bei Landwirten nachgeht. Ulrike Anna Bleiers im Herbst 2022 veröffentlichter Roman „Spukhafte Fernwirkung“ (lichtung verlag) zeichnet sich durch ein stark fragmentiertes Erzählen aus. In kurzen Kapiteln entsteht ein Tableau von 200 Figuren, die dramaturgisch durch den Amoklauf in einem Einkaufszentrum miteinander verbunden sind. Auch Dora Kaprálová, bedient sich der kurzen Form der Prosa. Sie bezeichnete die Erzählungen ihres aktuellen Buchs „Inseln“ (in der deutschen Übersetzung erschienen im Balaena Verlag) als „literarische Bonsais“ und spürt darin einer mittel- und osteuropäischen Erfahrung des Fremdseins nach. Markéta Pilátová ist nach Jahren in Südamerika in ihre Heimatregion, in das böhmische Altvatergebirge, zurückgekehrt, den magischen Realismus der lateinamerikanischen Literatur im Gepäck. Ihr aktueller Roman „Die dunkle Seite“ (In deutscher Übersetzung im Wieser Verlag erschienen) kreist um ein Institut für Paranormale Phänomene – keine Erfindung – so die Autorin - sondern in Zeiten des Kommunismus ein sehr reales Instrument der Überwachung, das es in ähnlicher Form auch beim amerikanischen Geheimdienst gab. Weiter zurück in die tschechische Geschichte und in seine Heimatstadt Budweis führt Jan Štifters aktuelles Romanprojekt. Auf den Spuren seiner sudetendeutschen Großmutter interessiert ihn Budweis als vergessene deutsche Sprach-Insel Anfang des 20. Jahrhunderts und die Geschichte der Budweiser Kaffeehäuser, wie das „Café Groll“, die oftmals auch Bordelle waren.
Eine weitere Gesprächsrunde, an der auch Verlegerin Heike Birke aus dem Balaena Verlag teilnahm, konzentrierte sich auf den Austausch über die Bedingungen der Schriftstellerexistenz, über Möglichkeiten der Veröffentlichung und des Übersetzt-Werdens, die Rolle von Agenturen, über die Förderung, z.B. durch Aufenthaltsstipendien und über eigene Aktivitäten im Veranstaltungsbetrieb.
Die Teilnehmenden verfassten im Anschluss an das Treffen Kurzessays, die in deutscher Fassung hier im Literaturportal und in der tschechischen Version auf der Website des CLC veröffentlicht und nachzulesen sind. Dazu entstanden vor Ort im Literaturhaus kurze Video-Porträts, in denen die Autorinnen und Autoren zu Fragen nach der tschechischen und deutschen Literatur, nach der Bedeutung der Grenzöffnung 1989 und der Reaktion von Literatur auf aktuelle politische Ereignisse Stellung beziehen.
Das Vernetzungstreffen wurde gefördert vom Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds und der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Grenzen sind ein Thema, das mit der Coronapandemie, wiederkehrenden Migrationswellen und dem Krieg in der Ukraine noch aktueller geworden ist. Mit Blogbeiträgen, einer Video-Reihe und einem Podcast widmen wir uns mit der neuen Platform zwischengrenzen.online.
Grenzsituationen, Grenzziehungen sowie Grenzüberschreitungen und ihrer Bedeutung anhand von konkreten Beispielen aus dem mittel- und südosteuropäischen Raum. Biografien stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie Geschichte, Sprache, Kultur und geopolitische Aspekte.
Die Platform haben wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München aufgebaut, im Rahmen eines gemeinsamen, von Kultur.Gemeinschaften ausgeschriebenen Förderprogramms.
Bis Jahresende werden wir wöchentlich neue Beiträge – Text, Video oder Audiofeature – veröffentlichen. Die ersten fünf Beiträge finden Sie bereits online auf: zwischengrenzen.online
Blog-Serie „Zwischen Grenzen“
Zuzana Jürgens: Wie ein Altarbild aus Tetschen nach Bayern und wieder zurückkam
Enikő Dácz: Literarische Grenzen und Entgrenzungen: Adolf Meschendörfer, Heinrich Zillich und die Literaturpolitik des Dritten Reichs
Videoreihe „Spot on“
Anna Paap: Margarete Schell
Wolfgang Schwarz: Erich Kühnhackl
Podcast „Münchner Grenzerfahrungen“
Tobias Weger: Die Geschichte überwindet Grenzen. Im Gespräch mit Konrad Gündisch
Unserer „crossmedialen“ Features gehen auf unsere wissenschaftliche Forschung zurück – und sollen gleichzeitig auf dem digitalen Weg ein breites Publikum erreichen. Darum haben wir uns auch auf der „handwerklichen“ Ebene intensiv weitergebildet und uns im Rahmen des Projektes theoretisch und praktisch mit dem Thema der digitalen Wissensvermittlung auseinandergesetzt:
Wie wird eine Online-Strategie entwickelt? Wie verfasse ich Texte, die auf Bildschirmen gerne gelesen werden? Diese Fragen haben wir gemeinsam mit der Kulturvermittlerin Dr. Tanja Praske beantwortet.
Wie entwickle ich Video- und Audioformate? Und wie kann ich sie im eigenen Haus effizient, professionell und für das Zielpublikum ansprechend produzieren? Dazu haben uns die Filmemacher Holger Gutt und Michaela Smykalla von Filmkultur geschult.
Nicht zuletzt haben wir mit dem renommierten Literatursprecher und Sprechtrainer Helmut Becker an unserer Sprechtechnik gearbeitet – neben dem Gehirn ist unsere Stimme das vielleicht wichtigste Instrument für Wissenschaftler:innen und Kulturmittler:innen, online, aber auch offline.
Die visuelle und technische Entwicklung der Online-Plattform stellt eine weitere wichtige Horizonterweiterung für uns dar. Umso dankbarer sind wir über die produktive Zusammenarbeit mit der Designerin und Expertin für strategische Markenentwicklung Susana Frau und den Entwicklern von Kollektiv17.
„Zwischen Grenzen“ ist also noch viel mehr als eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Grenzen“ – es ist ein Projekt zur „digitalen Selbstermächtigung“ unserer Einrichtungen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Plattform zwischengrenzen.online wird zu unserer Online-Medienplattform werden, auch über das Projekt „Zwischen Grenzen“ hinaus. Für eine nachhaltige Nutzung ist also gesorgt.
Der neue Mitherausgeber stellt sich vor: Im aktuellen Heft finden Sie Berichte von Eva Haupt über die Dauerausstellung sowie über spannende Einzelausstellungen im Sudetendeutschen Museum, Raimund Paleczek beleuchtet die Hintergründe eines interessanten Objekts aus den Beständen. Das Porträt ist dem Böhmerwalddichter Kar(e)l Klostermann (1848–1923) gewidmet, der sowohl auf Deutsch als auch auf Tschechisch geschrieben und das literarische Bild dieser Landschaft maßgeblich geprägt hat. Martin Posselt und Marian Švejda erinnern an die noch heute aktuellen Ideen des Begründers der Paneuropa-Bewegung Richard Coudenhove-Kalergi. Miloš Doležal entdeckt in Gertrude Urzidil eine eigenständige Lyrikerin: Einige ihrer Gedichte finden Sie im Heft. Zdeněk Mareček denkt über die Rolle des Übersetzers in Zeiten künstlicher Intelligenz nach, und Monika Halbinger hat mit gemischten Gefühlen Milan Kunderas berühmten Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ wiedergelesen. Hansjürgen Gartner lässt zwei zeitgenössische Künstler, Roland Helmer und Christian Thanhäuser, in Dialog treten, Niels Beintker gratuliert dem Lyriker Rainer Kunze zum Geburtstag, und Peter Becher erinnert an Franz Peter Künzel, den im Mai verstorbenen langjährigen Herausgeber der Zeitschrift. Außerdem finden Sie im Heft Stefanie Boses preisgekrönte Übersetzung eines Romanausschnitts von Anna Beata Háblová, Gedichte von Ursula Haas und ein Feuilleton von Wolfgang Sréter.
Editorial
Raimund Paleczek: Klostermann, Museum und Paneuropa
Feuilleton
Wolfgang Sréter: Honig auf beiden Seiten der Grenze
Porträt: Karel Klostermann
Václav Maidl: Homo bohemicus
Ossi Heindl: Was uns vom Klostermann geblieben ist
Thema: Sudetendeutsches Museum
Eva Haupt: 1000 Jahre Geschichte
Eva Haupt: Die Künstlersignatur des Adam Eck
Eva Haupt: „Ein bisschen Magier bin ich schon …“. Ausstellung zum 100. Geburtstag von Otfried Preußler
Thema: 100 Jahre Paneuropa-Bewegung
Martin Posselt: Heimat für bedrohte Kosmopoliten
Richard Coudenhove-Kalergi: Czechen und Deutsche
„Die europäische Identität auffrischen“. Gespräch mit Marian Švejda über die tschechische Perspektive
Im Gespräch
Volksgruppen in ihren Eigenheiten betrachten. Anna Knechtel im Gespräch mit Eva Habel
Aus dem Museum
Raimund Paleczek: Entlassung aus dem österreichischen Militärdienst vor 200 Jahren
Literatur im Spiegel
Miloš Doležal: Hallo, hier niemand, nur ich. Kleines Porträt Gertrude Urzidils
Gertrude Urzidil: Keiner wird seinen eigenen Tod erfahren
Forum der Übersetzer
Zdeněk Mareček: Vom Übersetzer zum Post-Editor?
Lyrik
Ursula Haas: Klimawandelgedichte (Die Hölle am japanischen Vulkan Unzen; Maspalomas; Tulipan morgue); Zeiten (O du Morgenstund!; Mein Garten; Winter, bist du totgesagt?)
Prosa
Anna Beata Háblová: Diese Tage sind wie …
Kontexte
Hansjürgen Gartner: Werkdialoge der bildenden Kunst: Roland Helmer und Christian Thanhäuser
Wiedergelesen
Monika Halbinger: Zwischen Faszination und Ernüchterung. Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“
Würdigungen
Niels Beintker: Poesie mit großen Kinderaugen. Zum 90. Geburtstag von Reiner Kunze
Peter Becher: Nachruf auf Franz Peter Künzel
Zuzana Jürgens: In memoriam Joachim Bruss
Rückblick
Peter Becher: Kulturgeschichtliche Ereignisse
Rezensionen
Jahresverzeichnis: 65. Jahrgang 2023
Autoren, Mitarbeiter, Bildnachweis
Zweisprachiger Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung, die vom Münchner Adalbert Stifter Verein initiiert wurde, ist soeben erschienen und beim Adalbert Stifter Verein sowie beim Verlag Argo bestellbar.