Der Standpunkt der Kunst
eines Volkes ist immer
der Standpunkt
seiner Menschlichkeit.
Adalbert Stifter
Ein Dorf am Wald. Eddie wächst unter schwierigen Bedingungen auf. Der Vater trinkt, die Mutter träumt von Bella Italia, einziger Halt ist Oma Elfie aus dem Sudetenland. Es sind die frühen Neunziger, als es Eddie reicht. Er haut ab. Doch dann geht es seiner Großmutter zu Hause immer schlechter, und statt nach Los Angeles brettert Eddie nach Prag, denn ihm und seiner Großmutter kann nun nur noch einer helfen: Karel Gott. Anhand von fünf Objekten stellt Bernhard Blöchl seinen neuen Roman Eine göttliche Jugend (Volk Verlag, 2022) vor.
Bernhard Blöchl ist Kulturredakteur der Süddeutschen Zeitung, nebenbei schreibt er auch Romane. Die Tragikomödie Eine göttliche Jugend ist sein dritter, bisher persönlichster Roman. Davor erschienen Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint (Piper, 2017) und Für immer Juli (MaroVerlag, 2013).
Moderation: Frances Jackson
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Tschechischen Zentrums München in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder
An vielen einst von Menschenhand zerstörten Orten in Tschechien gewinnt nun wieder die Natur die Oberhand. Ehemalige Braunkohlereviere, Abraumhalden, verlassene alte Bahnhöfe – auf den ersten Blick nicht gerade ein Paradies für selten gewordene Tiere und Pflanzen. Doch ausgerechnet dort, wo sich Menschen nicht mehr aufhalten, kehren Flora und Fauna oft im großen Stil zurück. Ein bildgewaltiger Filmessay über Artenvielfalt und die Resilienz der Natur.
Regie: Marián Polák. CZ 2017, 82 Min., OmeU
Eintritt: 8,50 €
Begleitveranstaltung zur Ausstellung Mensch, Natur und ihre Katastrophen. Historische Fotografien aus Böhmen aus der Sammlung Scheufler
Eine Veranstaltung des Tschechischen Zentrums München in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder
Die Ausstellung beleuchtet das Engagement des Adels aus den böhmischen Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Adelige, die vertrieben wurden oder vor den Kommunisten flohen, hielten den Kontakt mit der alten Heimat aufrecht und pflegten das Bewusstsein der gemeinsamen kulturellen Wurzeln. Damit schlugen sie nach 1945 Brücken über politische, nationale und gesellschaftliche Grenzen hinweg. Ihr Wirken war geprägt von Kultur, Menschlichkeit und christlichem Glauben. Dank ihrer familiären Verbindungen sowie ihrer Zugehörigkeit zu europäischen und christlichen Netzwerken und geleitet von einem ererbten Verantwortungsgefühl, trugen auch sie schließlich zur politischen Wende im Jahr 1989 bei.
Neben den Biografien und Aktivitäten einzelner Persönlichkeiten zeigt die Ausstellung auch die Hintergründe ihres Engagements, die sich aus der Einstellung des Adels zu Eigentum, Kulturerbe, Nation und dem christlichen Glauben ergeben.
Grußwort: Kristina Larischová, Generalkonsulin der Tschechischen Republik in Düsseldorf und Schirmherrin der Ausstellung
Einführung: Zuzana Jürgens, Adalbert Stifter Verein, und Winfried Halder, Direktor der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus
Im Anschluss: Rundgang durch die Ausstellung und Filmvorführung „Adel im Exil“ (D/CZ 2022, Drehbuch: Jan Blažek (Post Bellum), OmU 30 Minuten).
Ausstellungsdauer bis 22. April 2023
Öffnungszeiten: Mo, Mi 10–17 Uhr, Di, Do 10–19 Uhr, Fr 10–14 Uhr
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus und dem Generalkonsulat der Tschechischen Republik
Für die internationale Tagung zu Leben und Werk Otfried Preußlers vom 19. bis 21. Oktober 2023 in Reichenberg/Liberec bitten wir um Themenvorschläge zu medialen und transkulturellen Kontexten in Leben und Werk des Kinderbuchautors.
2023 jährt sich der Geburtstag des bekannten Kinderbuchautors Otfried Preußler zum 100. Mal. Geboren am 20. Oktober 1923 in Reichenberg/Liberec, wo er 1942 Abitur machte, kam er zur Wehrmacht und geriet an der Ostfront in sowjetische Gefangenschaft. 1949 entlassen, ging er ins bayerische Rosenheim und wurde Lehrer im benachbarten Stephanskirchen. Nach schriftstellerischen Anfängen in seiner Jugend (Erntelager Geyer, 1944) hatte Preußler 1956 seinen ersten großen Bucherfolg mit Der kleine Wassermann, basierend auf Sagen seiner böhmischen Heimatregion (Deutscher Jugendbuchpreis). Im Jahr darauf folgte Die kleine Hexe, 1962 der von bayerischen Motiven inspirierte Räuber Hotzenplotz (zwei weitere Teile kamen 1969 und 1973 heraus). Eine sorbische Sage verarbeitete der Autor hingegen in seinem Buch über den Zauberlehrling Krabat, für das er erneut den Deutschen Jugendbuchpreis erhielt. Bald schon kam es zu intermedialen Adaptionen in Hörspielen, Puppentheater und Verfilmungen (u.a. 1974 Der Räuber Hotzenplotz, 1977 Čarodějův učeň/Krabat, 2008 Krabat, zuletzt 2018 Die kleine Hexe).
Anlässlich des Jubiläums soll Otfried Preußlers Leben, sein Werk und seine Rezeption in einem breiten kulturhistorischen Kontext in einer internationalen Tagung in Reichenberg gewürdigt werden. Neben Beiträgen zu seinem (familiären) Hintergrund, seiner Jugendzeit in Reichenberg und seinen Verlags-, Übersetzungs- und Redaktionsnetzwerken (auch) während des Kalten Krieges sollen interkulturelle Kontexte in Bayern, Böhmen und der Lausitz (Der Räuber Hotzenplotz, Der kleine Wassermann, Krabat etc.) sowie die mediale Verarbeitung seiner Bücher im Mittelpunkt stehen. Die Werke für Erwachsene (Flucht nach Ägypten. Königlich böhmischer Teil, Ich bin ein Geschichtenerzähler) wären im Kontext der deutschsprachigen Vertriebenenliteratur zu betrachten. Preußlers internationale Rezeption (etwa durch Übersetzungen) auch jenseits seiner Heimatländer sind ebenso zu berücksichtigen wie die (Nicht-)Akzeptanz Preußlers in Tschechien nach 1989.
Der Call for Papers richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus historischen, literatur- und kunstwissenschaftlichen sowie allgemein kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Wir bitten um Skizzen (bis zu ca. 2.000 Zeichen) für Vorträge mit einer Länge von 20 Minuten. Abstracts können auf Deutsch, Tschechisch und Englisch eingereicht werden. Bitte senden Sie die Skizze versehen mit Ihrem Namen, Ihrem Titel und dem Namen Ihrer Forschungseinrichtung und der Angabe Ihrer Forschungsschwerpunkte bis zum 15. Februar 2023 an einen der Organisatoren. Die Veranstalter tragen die Reise- und Unterbringungskosten. Eine Benachrichtigung über die Annahme des Vortrags erfolgt bis Mitte März 2023. Die Publikation der Beiträge ist vorgesehen.
Veranstalter:
Adalbert Stifter Verein, München; ÚČL AV ČR; Krajská vědecká knihovna v Liberci
in Kooperation mit der Technischen Universität in Liberec – Fakultät für Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Bildung und der Pädagogischen Fakultät der Prager Karls-Universität
Konzeption und Organisation der Tagung:
Dr. Franziska Mayer, Adalbert Stifter Verein (mayer@stifterverein.de)
Dr. Václav Petrbok, ÚČL AV ČR (petrbok@ucl.cas.cz)
Einsendeschluss für die Themenvorschläge: 15. Februar 2023
Neu auf Youtube:
Michaela Škultéty, geboren in Prag, ist Übersetzerin und Autorin. Sie übersetzte u. a. Werke von Jaroslav Rudiš, Michael Stavarič, Jaromír Konečný, Eva Umlauf und Elisabeth Sommer-Lefkovits ins Tschechische. 2019 hat sie ein eigenes Buch mit dem Titel Život a jiné nesrovnalosti (Das Leben und andere Unregelmäßigkeiten) herausgegeben.
In ihrem Beitrag spricht sie u. a. über ihren Weg zur deutschen Sprache und zu den Deutschen, den besonders ihr in Wien lebender Großvater mit jüdischen Wurzeln prägte. Obwohl er seine gesamte Familie im Holocaust verlor, schätzte er weiterhin die deutsche Kultur und Sprache. Škultéty thematisiert auch ihre Faszination für die literarische Vielfalt Prags vor dem Zweiten Weltkrieg, in der sich das deutsche, tschechische und jüdische Element gegenseitig beeinflussten.
Ein Angebot des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum München
Link zum Video.
Im Juni dieses Jahres trafen sich in Sulzbach-Rosenberg sieben Schriftstellerinnen und Schriftsteller um über ihr Werk und das literarische Leben in ihren Länder zu reden. Kurzprosa und Filminterviews geben nun einen Enblick in die Themen und Gespräche.
Unter dem Motto „Grenzen, Nachbarschaften, neue Stimmen“ setzte sich im Juni 2022 der Austausch zwischen tschechischen und bayerischen Autorinnen und Autoren fort, der 2011 auf gemeinsame Initiative des Literaturhauses Oberpfalz und des Prager Literaturhaus begann und sich Themen wie „Heimat“ und „Gewalt und Gedächtnis“ widmete. Das Treffen fand erstmals als Kooperationsveranstaltung des Adalbert Stifter Vereins (München), des České literární centrum / Tschechischen Literaturzentrums (Prag) und des Literaturhauses Oberpfalz statt, nach einer gemeinsamen deutsch-tschechischen Lyrik-Veranstaltung im Sommer 2021.
Im Zentrum des dreitägigen Treffens mit Ulrike Anna Bleier, Dora Kaprálová, Sophia Klink, Markus Ostermair, Markéta Pilátová, Jan Štifter und Jonáš Zbořil (die ebenfalls eingeladene Slata Roschal musste wegen Krankheit absagen) standen Gespräche über aktuelle Schreibprojekte und Veröffentlichungen, bei denen die Übersetzerinnen und Dolmetscherinnen Julia Miesenböck und Lenka Hošová wertvolle Unterstützung leisteten.
Bei aller Unterschiedlichkeit der Themen und Textformen kristallisierte sich ein starkes gemeinsames Interesse für Orte und Nicht-Orte und für die Frage nach dem Verbunden-Sein und dem Sich-Fremd-Fühlen als existenziellem Lebensgefühl heraus. Sophia Klink, Biologin, Lyrikerin und Stifter-Stipendiatin 2022, und Jonáš Zbořil, Lyriker und Journalist, trafen sich darüber hinaus in ihrem Anliegen, über die Verbindung von Mensch und Natur zu schreiben, mit kritischem Blick für die zerstörerischen Auswirkungen des Anthropozän. Markus Ostermeier, dessen Debütroman „Der Sandler“ (2020. Osburg Verlag) im Münchner Obdachlosen-Milieu spielt, las eine Passage aus einem neuen Romanprojekt, das dem Bauerhof-Sterben und dem wenig beachteten Thema der Selbstmorde bei Landwirten nachgeht. Ulrike Anna Bleiers im Herbst 2022 veröffentlichter Roman „Spukhafte Fernwirkung“ (lichtung verlag) zeichnet sich durch ein stark fragmentiertes Erzählen aus. In kurzen Kapiteln entsteht ein Tableau von 200 Figuren, die dramaturgisch durch den Amoklauf in einem Einkaufszentrum miteinander verbunden sind. Auch Dora Kaprálová, bedient sich der kurzen Form der Prosa. Sie bezeichnete die Erzählungen ihres aktuellen Buchs „Inseln“ (in der deutschen Übersetzung erschienen im Balaena Verlag) als „literarische Bonsais“ und spürt darin einer mittel- und osteuropäischen Erfahrung des Fremdseins nach. Markéta Pilátová ist nach Jahren in Südamerika in ihre Heimatregion, in das böhmische Altvatergebirge, zurückgekehrt, den magischen Realismus der lateinamerikanischen Literatur im Gepäck. Ihr aktueller Roman „Die dunkle Seite“ (In deutscher Übersetzung im Wieser Verlag erschienen) kreist um ein Institut für Paranormale Phänomene – keine Erfindung – so die Autorin - sondern in Zeiten des Kommunismus ein sehr reales Instrument der Überwachung, das es in ähnlicher Form auch beim amerikanischen Geheimdienst gab. Weiter zurück in die tschechische Geschichte und in seine Heimatstadt Budweis führt Jan Štifters aktuelles Romanprojekt. Auf den Spuren seiner sudetendeutschen Großmutter interessiert ihn Budweis als vergessene deutsche Sprach-Insel Anfang des 20. Jahrhunderts und die Geschichte der Budweiser Kaffeehäuser, wie das „Café Groll“, die oftmals auch Bordelle waren.
Eine weitere Gesprächsrunde, an der auch Verlegerin Heike Birke aus dem Balaena Verlag teilnahm, konzentrierte sich auf den Austausch über die Bedingungen der Schriftstellerexistenz, über Möglichkeiten der Veröffentlichung und des Übersetzt-Werdens, die Rolle von Agenturen, über die Förderung, z.B. durch Aufenthaltsstipendien und über eigene Aktivitäten im Veranstaltungsbetrieb.
Die Teilnehmenden verfassten im Anschluss an das Treffen Kurzessays, die in deutscher Fassung hier im Literaturportal und in der tschechischen Version auf der Website des CLC veröffentlicht und nachzulesen sind. Dazu entstanden vor Ort im Literaturhaus kurze Video-Porträts, in denen die Autorinnen und Autoren zu Fragen nach der tschechischen und deutschen Literatur, nach der Bedeutung der Grenzöffnung 1989 und der Reaktion von Literatur auf aktuelle politische Ereignisse Stellung beziehen.
Das Vernetzungstreffen wurde gefördert vom Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds und der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Grenzen sind ein Thema, das mit der Coronapandemie, wiederkehrenden Migrationswellen und dem Krieg in der Ukraine noch aktueller geworden ist. Mit Blogbeiträgen, einer Video-Reihe und einem Podcast widmen wir uns mit der neuen Platform zwischengrenzen.online.
Grenzsituationen, Grenzziehungen sowie Grenzüberschreitungen und ihrer Bedeutung anhand von konkreten Beispielen aus dem mittel- und südosteuropäischen Raum. Biografien stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie Geschichte, Sprache, Kultur und geopolitische Aspekte.
Die Platform haben wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München aufgebaut, im Rahmen eines gemeinsamen, von Kultur.Gemeinschaften ausgeschriebenen Förderprogramms.
Bis Jahresende werden wir wöchentlich neue Beiträge – Text, Video oder Audiofeature – veröffentlichen. Die ersten fünf Beiträge finden Sie bereits online auf: zwischengrenzen.online
Blog-Serie „Zwischen Grenzen“
Zuzana Jürgens: Wie ein Altarbild aus Tetschen nach Bayern und wieder zurückkam
Enikő Dácz: Literarische Grenzen und Entgrenzungen: Adolf Meschendörfer, Heinrich Zillich und die Literaturpolitik des Dritten Reichs
Videoreihe „Spot on“
Anna Paap: Margarete Schell
Wolfgang Schwarz: Erich Kühnhackl
Podcast „Münchner Grenzerfahrungen“
Tobias Weger: Die Geschichte überwindet Grenzen. Im Gespräch mit Konrad Gündisch
Unserer „crossmedialen“ Features gehen auf unsere wissenschaftliche Forschung zurück – und sollen gleichzeitig auf dem digitalen Weg ein breites Publikum erreichen. Darum haben wir uns auch auf der „handwerklichen“ Ebene intensiv weitergebildet und uns im Rahmen des Projektes theoretisch und praktisch mit dem Thema der digitalen Wissensvermittlung auseinandergesetzt:
Wie wird eine Online-Strategie entwickelt? Wie verfasse ich Texte, die auf Bildschirmen gerne gelesen werden? Diese Fragen haben wir gemeinsam mit der Kulturvermittlerin Dr. Tanja Praske beantwortet.
Wie entwickle ich Video- und Audioformate? Und wie kann ich sie im eigenen Haus effizient, professionell und für das Zielpublikum ansprechend produzieren? Dazu haben uns die Filmemacher Holger Gutt und Michaela Smykalla von Filmkultur geschult.
Nicht zuletzt haben wir mit dem renommierten Literatursprecher und Sprechtrainer Helmut Becker an unserer Sprechtechnik gearbeitet – neben dem Gehirn ist unsere Stimme das vielleicht wichtigste Instrument für Wissenschaftler:innen und Kulturmittler:innen, online, aber auch offline.
Die visuelle und technische Entwicklung der Online-Plattform stellt eine weitere wichtige Horizonterweiterung für uns dar. Umso dankbarer sind wir über die produktive Zusammenarbeit mit der Designerin und Expertin für strategische Markenentwicklung Susana Frau und den Entwicklern von Kollektiv17.
„Zwischen Grenzen“ ist also noch viel mehr als eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Grenzen“ – es ist ein Projekt zur „digitalen Selbstermächtigung“ unserer Einrichtungen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Plattform zwischengrenzen.online wird zu unserer Online-Medienplattform werden, auch über das Projekt „Zwischen Grenzen“ hinaus. Für eine nachhaltige Nutzung ist also gesorgt.
Neu auf Youtube:
Mit einem Grußwort des Botschafters der Tschechischen Republik in Deutschland, Tomáš Kafka
Mit Klapperzahns Wunderelf veröffentlichte der Kabarettsänger, Rezitator, Erzähler und Journalist Eduard Bass (1888–1946) vor genau hundert Jahren den vielleicht besten Fußballroman aller Zeiten. Er ist Fußballmärchen, Roman über Sport in der Moderne und phantastische Erzählung zugleich – ein Buch für Kinder und Erwachsene.
Der alte Klapperzahn formt aus seinen elf Söhnen eine Fußballmannschaft, die nach jahrelangem Training selbst Spitzenklubs wie Slavia Prag, Mailand oder den FC Barcelona bezwingt. Geschlagen wird sie schließlich erst von einem kleinen Jungen mit einem runden Lederball …
Klapperzahns Wunderelf stammt aus der Zeit, als der Fußball laufen lernte. Es ist die glühende Liebeserklärung eines Prager Fußballverrückten – und zugleich kritische Beschäftigung mit einem Massensport, der seine Unschuld verliert: Geldgier, Starkult und Rassismus bedrohen die pure Lust am Kicken. Der Historiker Stefan Zwicker erläutert in seinem Vortrag die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Werks, das 1938 und 1967 auch verfilmt wurde. Es erscheint im Oktober 2022 in neuem Dress im Arco Verlag.
Moderation: Wolfgang Schwarz
Eduard Bass: Klapperzahns Wunderelf. Roman. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Stefan Zwicker. Illustriert von Josef Čapek. Aus dem Tschechischen. Arco Orca 2022. € 15. ISBN 978-3-96587-054-3
Eine Veranstaltung des Kulturreferats für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein
Das aktuelle Heft ist dem Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Grenzgänger Hugo Rokyta (1912–1999) gewidmet, auf dessen Initiative unter anderem die Einrichtung der Gedenkstätte in Adalbert Stifters Geburtshaus in Oberplan/Horní Planá zurückgeht; es erinnern sich Weggefährten aus seinem universitären, publizistischen und denkmalpflegerischen Umfeld. Beiträge von Johannes Jetschgo und Tereza Vokurková zeugen ebenso vom Erfindungsreichtum böhmischer Industrieller wie der Schwerpunkt über die Porzellanindustrie in Böhmen. Hartmut Binder wirft ein Licht auf die lebhafte Freizeitbeschäftigung in Kafkas Familie, Michael Eckardt findet die Spuren eines böhmischen Emigranten in Südafrika. Die Übersetzerin Zuzana Finger blickt zurück auf ihren Weg zum Tschechischen, Franziska Mayer hat die Ghettogeschichten von Lepold Kompert wiedergelesen, und Hansjürgen Gartner blickt auf das reiche Schaffen des berühmten Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Außerdem finden Sie im Heft die preisgekrönte Übersetzung von Susanne Marlene Bierlmeier eines Romanausschnitts von Elsa Aids, Texte des bayerisch-tschechischen Netzwerktreffens und Gedichte der Stifter-Stipendiatinnen Christine Pitzke und Sophia Klink.
Editorial
Peter Becher: Vielfältige Vergangenheit, ungewisse Zukunft
Feuilleton
Ursula Haas: Ahoj zwischen München und Prag
Porträt: Hugo Rokyta
Erhard Koppensteiner: Geglückter Dienst an der Kultur
Harald Salfellner: Altprager Original
Lenka Hůlková: Stifter-Gedenken und Völkerverständigung
Thema: Unternehmer und Industrielle
Johannes Jetschgo: Pioniere und Großunternehmer. Aufstieg und Fall der Industriellenfamilie Lanna
Tereza Vokurková: Gartenkunst hinter Industrieanlagen
Thema: Porzellan aus Böhmen
Thomas Miltschus: Aus den Bädern in alle Welt
Thomas Miltschus: Luxus für die High Society
István Gergely Szűts: Sudetendeutsche Porzellanmaler in Ungarn
Literatur im Spiegel
Hartmut Binder: Franzefuß. Vom Kartenspiel in der Familie Kafka
Hans Oskar Simon: Victor Fleischer – eine Würdigung (1950)
Michael Eckardt: „Er stammte aus Komotau in Böhmen“. Eine biografische Wiedergutmachung für Victor Fleischer
Forum der Übersetzer
Zuzana Finger: Mein verschlungener Weg zum Tschechischen
Lyrik
Christine Pitzke: Der Penelopist
Sophia Klink: Horní Planá (Anwurf und Tünche; Schwemmhaken; Um ein Tal zu fluten)
Prosa
Elsa Aids: Vorbereitet auf alles
Sophia Klink: Niemandsland
Jan Štifter: Autobahn nach Süden
Kunst und Kontext
Hansjürgen Gartner: Friedensreich Hundertwasser
Wiedergelesen
Franziska Mayer: Jüdische Stoffsuchergeschichten. Leopold Komperts Sammlung „Aus dem Ghetto“ (1848)
Aktuelle Kultur
Martina Schneibergová: Wiederentdeckte Märchenoper. Jaromír Weinbergers „Schwanda“ im Prager Nationaltheater
Martina Schneibergová: Stimmen aus der Vergangenheit. Poesiomaten erinnern an die ehemalige Bevölkerung
Würdigungen
Susanne Habel: Zwischen hier und dort. Nachruf auf die Schriftstellerin Erica Pedretti (1930–2022)
Ursula Haas: Erwachend höre ich die Träume sprechen. Johanna Anderka (1933–2022), große Dichterin aus Mähren
Wolfgang Sréter: Es kommt darauf an, die Welt zu entdecken
Rezensionen
Jahresverzeichnis: 64. Jahrgang 2022
Autoren, Mitarbeiter, Bildnachweis
Wolfgang Schwarz (ed.)
„Unsere Deutschen“ werden die Sudetendeutschen von den Tschechen genannt. Lange lebten beide Volksgruppen in Böhmen friedlich zusammen. Nazi-Terror, Vertreibung und kommunistische Ideologie beendeten dieses Zusammenleben gewaltsam. Der Kommunismus dämonisierte fortan alle Sudetendeutschen pauschal als Revanchisten, auf sudetendeutscher Seite blieb man oft auf das eigene Leid fokussiert. Welche persönlichen Erfahrungen verbinden tschechische Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle mit ihren einstigen Landsleuten, aber auch mit den Deutschen generell? Während einer zwischen 2016 und 2018 in München durchgeführten Vortragsreihe erzählten zehn bekannte Autorinnen und Autoren von ihren Erlebnissen und Wahrnehmungen und setzten sich auch mit der Vertreibung der Sudetendeutschen ab 1945 auseinander.
Die Publikation ist die tschechische Übersetzung des Buchs Mein Weg zu unseren Deutschen, erschienen 2019 im lichtung Verlag.
Mit Beiträgen von Radka Denemarková, Tomáš Kraus, Tomáš Kafka, Jiří Padevět, Lída Rakušanová, Jaroslav Rudiš, Erik Tabery, Mark Ther, Kateřina Tučková und Milan Uhde.
Gefördert durch die Agentura pro rozvoj Broumovska [Agentur für die Entwicklung des Braunauer Ländchens]
Broumov: Agentura pro rozvoj Broumovska 2022. 147 Seiten. ISBN: 978-80-907208-9-3. 8,00 €
Die besten deutsch- bzw. tschechischsprachigen (germano)bohemistischen Arbeiten der Jahre 2018/19 wurden 2021 in Prag ausgezeichnet. Die Laudationes und zwei Beiträge der Preisträger sind im Jahrbuch nachzulesen: Ivo Habán stellt den sudetenschlesischen Maler Paul Gebauer vor, Neil Stewart zieht erhellende Parallelen zwischen Karel Hlaváček und Franz Kafka. Wie Kafka sich mit dem Jiddischen auseinandersetzte und dabei über seine eigene jüdische Identität nachdachte, beschreibt Boris Blahak. Und zu der Tagung über studentische Bewegungen, Netzwerke, Avantgarden in Prag finden Sie einen Bericht sowie einen der Vorträge: Marek Vajchr entdeckt die Figur des Prager Studenten schon im 18. Jahrhundert bei dem preußisch-böhmischen Schriftsteller Otto von Graben zum Stein. Der Jahresbericht 2021, Rezensionen und eine Zeitschriftenschau ergänzen die wissenschaftlichen Beiträge.
Inhalt
Zuzana Jürgens und Franziska Mayer: Aufbruch ins Digitale
Johannes John: Produktive Neugier. Alfred Doppler zum 100. Geburtstag
Otokar-Fischer-Preis 2020
Jan Budňák: Laudatio auf Ivo Habán und Anna Habánová für die beste tschechischsprachige germanobohemistische Arbeit der Jahre 2018/19
Alfrun Kliems: Laudatio auf Neil Stewart für die beste deutschsprachige germanobohemistische Arbeit der Jahre 2018/19
Peter Becher: Laudatio auf Jiř Stromšík. Sonderpreis der Jury
Ivo Habán: Paul Gebauer, ein Moderner im Sog der Heimatkunst
Neil Stewart: Hybridität und Metamorphose. Karel Hlaváček und Franz Kafka
Weitere wissenschaftliche Beiträge und Essays
Boris Blahak: Jiddisch hören, jüdisch sprechen. Spracherwerbs- und Spracherinnerungsstrategien bei Franz Kafka und Max Brod
David Smrček: Tagungsbericht: Studentische Bewegungen, Netzwerke, Avantgarden. Das Beispiel Prag in Politik, Literatur, Film und kulturellem Gedächtnis 1848 bis 1990
Marek Vajchr: „Prager Studenten“ und andere böhmische Motive im Werk von Otto von Graben zum Stein
Rezensionen
Thomas Krzenck – Lucie Doležalov , Michal Dragoun (Hrsg.): Kříž z Telče (1434–1504). Písař, sběratel, autor [Kříž von Teltsch (1434–1504). Schreiber, Sammler, Autor]
Thomas Krzenck – Kamil Boldan: Počátek českého knihtisku [Die Anfänge des böhmischen Buchdrucks]
Bernd Rill – Pierre Monnet: Karl IV. Der europäische Kaiser
Franz Adam – Adalbert Stifter: Briefe 1859–1862. Hrsg. von Wolfgang Hackl und Wolfgang Wiesmüller
Zeitschriftenschau
Aussiger Beiträge. Germanische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre
Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. A Journal of History and Civilisation in East Central Europe
Brücken. Zeitschrift für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft
Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien
Jahrbuch. Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis
Jahresbericht 2021
Autoren und Mitarbeiter