Stifter für Fortgeschrittene, so könnte man die Ausstellung überschreiben, die der Adalbert Stifter Verein zum 200. Geburtstag seines Namenspatrons zeigt. Dieses Mal haben wir nicht Leben und Werk des 1805 in Oberplan geborenen und 1868 in Linz gestorbenen Autors thematisiert, sondern die Art und Weise, wie Stifter im Wechsel der Jahre gesehen und ausgelegt worden ist, in welchen Kontexten sein Name verwendet wurde und immer noch vorkommt.

Wie stark hat man Stifters Erzählungen gekürzt, mit welchen Absichten Zitatensammlungen publiziert, wie hat man ihn in Kriegs- und Nachkriegszeiten gelesen, wie für die Werbung, für touristische und kulinarische Zwecke verwendet, wo hat man Straßen und Vereine nach ihm benannt — das waren Fragen, deren Beantwortung uns interessiert und zunehmend fasziniert haben. Die dargestellten Exponate sollen auf exemplarische Weise deutlich machen, wie stark die Rezeption von Vorlieben und Interessen des Betrachters abhängig ist.

Die Idee dazu hatte der Münchner Germanist Ulrich Dittmann, der sich als Stifterforscher und Mitarbeiter der historisch-kritischen Gesamtausgabe über die Fachkreise hinaus einen Namen gemacht hat. Er hat das Konzept der Ausstellung erarbeitet und sie als Kurator betreut. Auf bewährte Weise mitgearbeitet haben Jozo Džambo und Anna Knechtel vom Stifter Verein, ebenso  Alois Harasko vom Sudetendeutschen Archiv, dem wir wertvolle Exponate verdanken, und der Graphiker Florian Raff. Ihnen sowie allen Leihgebern und Ratgebern sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Der Adalbert Stifter Verein hofft, mit dieser Ausstellung und den begleitenden Vorträgen das weitgefächerte Stifterprogramm Oberosterreichs und Südböhmens ergänzen und zur Stifter Lektüre anregen zu können — auch über das Jubiläumsjahr hinaus.

München, im September 2005

Peter Becher
Geschäftsführer