Aktuelle Stipendiaten des Stifter-Stipendiums
Im 5. Jahrgang des Stifter-Stipendiums wurden die Schriftstellerin und Übersetzerin Stefanie Gerhold und der Dichter Šimon Leitgeb als Stifter-Stipendiaten 2025 ausgewählt.
Das Stipendium umfasst einen einmonatigen Residenzaufenthalt im September / Oktober im Geburtsort Adalbert Stifters in Oberplan / Horní Planá in Böhmerwald und ist mit 1.200 € dotiert.
Das Ziel des Stifter-Stipendiums in Oberplan/Horní Planá ist es, den ausgewählten Autorinnen und Autoren einen Raum für konzentrierte und kreative Arbeit zur Verfügung zu stellen und zwar im Böhmerwald, wo die deutsche und tschechische Kultur einander jahrhundertelang durchdrungen haben – wofür nicht nur Werk und Wirken Adalbert Stifters stehen.

Stefanie Gerhold
Die Übersetzerin und Autorin Stefanie Gerhold wurde 1967 in München geboren. Dort studierte sie Romanische Philologie, um sich anschließend dem Übersetzen spanischsprachiger Literatur und Theaterstücke zu widmen. Für ihre Übersetzungen bekam sie unter anderem den Eurodram-Preis (2023).
Sie schreibt Essays zu interkulturellen Themen und hat bei Deutschlandfunk Kultur das Hörspiel Come Back veröffentlicht. Ihr erster Roman Das Lächeln der Königin erschien 2024 im Verlag Galiani Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Während des Residenzaufenthalts möchte sie an ihrem neuen Roman arbeiten, in dem sie sich in fiktionaler Form der Geschichte ihrer sudetendeutschen Familie, die großenteils nach Bayern vertrieben wurde, nähert. „In meinem Roman gehe ich der Frage nach, wie es Nachgeborenen gelingen kann, sich aus der Abhängigkeit des in der Familie Erzählten – und des nicht Erzählten – zu lösen und einen sprachlichen Zugang zur Geschichte aus ihrer eigenen Perspektive zu finden“, schreibt sie zu ihrem Projekt. Und ergänzt: „Ich lerne seit über zwei Jahren Tschechisch. […] ich möchte auch tschechische Texte zum Thema lesen, und ich möchte vor allem diesem Land begegnen und den Menschen, die heute dort leben. […] Könnte ich vor Ort schreiben und recherchieren, würde die Geschichte meiner Familie für mich neu klingen, und es könnten sich Denk- und Sprachräume öffnen, von denen ich jetzt noch nichts weiß.“

Šimon Leitgeb
Der Dichter Šimon Leitgeb wurde 1996 geboren und ist in Meinetschlag/Malonty im Gratzener Bergland/Novohradské hory aufgewachsen. Seine erste Gedichtsammlung Mezi náma (Unter uns) erschien im Jahr 2017, für die zweite mit dem Titel Betonová pláž (Betonstrand, 2020) bekam er den Jiří-Orten-Preis. Er lebt in Budweis/České Budějovice, wo er sich unter anderem an der Organisation des internationalen Festivals Literatura žije! (Literatur lebt!) beteiligt.
Während des Residenzaufenthalts möchte er sein drittes Buch fertigstellen, an dem er bereits seit vier Jahren schreibt. „In der Gedichtsammlung geht es ums Reisen, die Identitätssuche, das Leben in der eigenen Familie, eine Fernbeziehung, den Persönlichkeitszerfall und Selbstmord“, fügt er hinzu.
Die Jury
Die Auswahl der Stipendiatinnen erfolgte auf tschechischer Seite durch die Mobilitätskommission des Tschechischen Literaturzentrums. Die Jury für die bayerische Seite bestand aus Philip Krömer (Autor, Organisator von literarischen Veranstaltungen und Stifter-Stipendiat 2023), Patricia Preuß (Literaturhaus Oberpfalz | Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg), Anke Buettner (Monacensia) und Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein – Kulturinstitut für die böhmischen Länder).
Das Stifter-Stipendium wurde vom Adalbert Stifter Verein in Kooperation mit der Mährischen Landesbibliothek, Sektion Tschechisches Literaturzentrum und der Zweigstelle des Regionalmuseums Český Krumlov/Krumau – Adalbert-Stifter-Geburtshaus ausgeschrieben. Der Residenzaufenthalt wird von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.