Film, Musik und Gespräch
Ein Himmel voller Geigen

Barbora Mráčková
In dem Dokumentarfilm Nebe plné houslí (Ein Himmer voller Geigen; DE/CZ mit Untertiteln) geben Zeitzeuginnen und Zeitzeugen einen lebendigen Einblick in die Schicksale der Geigenbauerfamilien aus Schönbach/Luby. Dieser Ort hat eine lange Tradition im Musikinstrumentenbau, die jedoch in Folge der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre und mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Großteil der damals überwiegend deutschböhmischen Bevölkerung aus Schönbach vertrieben, und viele ließen sich in der Nähe von Erlangen, in Bubenreuth nieder, wo ein neues Zentrum für Musikinstrumentenbau entstand. Manche Geigenbauer mussten jedoch in der Tschechoslowakei bleiben, um neue Generationen von Handwerkern auszubilden, die teilweise bis heute in Luby tätig sind.
Im Anschluss an den Film kommen wir mit Thomas Birnstiel, Jan Blažek und Christian Hoyer ins Gespräch und werfen dabei auch einen Blick auf die Vertreibungs- und Ansiedlungsgeschichte. Der Abend wird musikalisch umrahmt von Anton Birnstiel (Violine) und Veronika Pleßke-Stepp (Klavier), mit Werken von Zdenĕk Fibich und Bohuslav Martinů.
Thomas Birnstiel, geb. 1978, Schauspieler, absolvierte seine Ausbildung nach dem Zivildienst in München und studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Nach Stationen an vielen Theatern in Deutschland beschloss er 2015, freiberuflich zu arbeiten. Er spielt im Theater und im Fernsehen und spricht für den Bayerischen Rundfunk. Sein Großvater (Jahrgang 1897) stammte aus dem Egerland und sein Urgroßonkel war der Geigenbauer Georg Winterling aus Watzkenreuth/Fleißen (Vackov/Plesná).
Jan Blažek, geb. 1977, Publizist und Dokumentarist, studierte Kulturwissenschaft und Sprachwissenschaft an der Karls-Universität in Prag. Er wirkte als Journalist und Diplomat, seit 2019 ist er bei der Organisation Post Bellum tätig, wo er Zeitzeugeninterviews in verschiedenen Sprachen führt und auch zur internationalen Kooperation beiträgt. Er ist einer der Autoren der Graphic Novel Odsunuté děti, die 2023 auf Deutsch unter dem Titel Die vertriebenen Kinder erschien. Auf Grundlage von Zeitzeugeninterviews bereitet er Ausstellungen vor (z. B. The Removed Memory) oder schreibt Drehbücher zu kurzen Filmen (u. a. auch mit deutsch-tschechischer Thematik, etwa Adel im Exil oder From Germany to Germany via Czechoslovakia).
Christian Hoyer, geb. 1976, freier Journalist und Historiker, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Osteuropakunde in Erlangen, Marburg, Keele und London. 2006 promovierte er mit einem Thema zur britischen Außenpolitik im 19. Jahrhundert und war 2006/2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Britische Kultur in Bamberg sowie Lehrbeauftragter für Neuere und Neueste Geschichte in Erlangen. Von 2007 bis 2011 leitete er das Framus-Museum in Markneukirchen (Sachsen). Seit 2014 ist er beim Stadtarchiv und Stadtmuseum in Herzogenaurach, 2024 übernahm er die Leitung beider Institutionen. Außerdem engagierte er sich seit Gründung 2009 bis 2025 im Vorstand des Museumsvereins Bubenreutheum e. V. in Bubenreuth.
Moderation: Michael Winkert
Der Film wurde 2023 in Deutschland und in der Region Karlsbad/Karlovy Vary gedreht. Er entstand aus der Initiative von Paměť národa (Memory of Nations), einem Projekt der gemeinnützigen Organisation Post Bellum in Prag.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins – Kulturinstitut für die böhmischen Länder in Kooperation mit Paměť národa (Memory of Nations).