Otokar-Fischer-Preis

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Das Institut für Literaturforschung vergibt seit 2020 zusammen mit dem Münchner Adalbert Stifter Verein alle zwei Jahre einen Preis für je eine herausragende deutschsprachige und tschechischsprachige geisteswissenschaftliche Arbeit zu germanobohemistischen Themen.

Ziel des Preises ist es, die bedeutendsten deutschsprachigen Arbeiten mit tschechischer Thematik auszuzeichnen und zugleich auf tschechischsprachige Arbeiten aufmerksam zu machen, die zu einer tieferen Kenntnis der Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern beitragen.

Der Preis, benannt nach einem der bedeutendsten tschechischen Bohemisten, Germanisten und Förderer der Germanoslawistik, Otokar Fischer (1883–1938), ist mit 1000 Euro dotiert. Der Preis wird an deutsch- und tschechischschreibende Autorinnen und Autoren für eine außergewöhnliche wissenschaftliche Publikation mit (germano-)bohemistischer Thematik vergeben, die in den jeweils vorangegangenen zwei Jahren veröffentlicht wurde, und zwar aus den Bereichen Literatur, Musik, bildende Kunst, Theater, Film, Architektur sowie Kultur und Kulturgeschichte der böhmischen Länder. Dazu zählen auch einschlägige kommentierte Editionen.

Vorschläge für Publikationen aus den Jahren 2022 und 2023 können bis 31. Januar 2024 per ausgefülltem Formular eingereicht werden. Aktuelle Informationen auf dieser Seite und auf der Website des IPSL.

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Preisverleihung, Jury und Nominierungen 2024 »

 

Preisträger 2024

  • 2024 Lena Sophie Dorn (winner): german

    Übersetzungsbewegungen

    Zum Verhältnis von Literaturübersetzung und Nation

    Lena Sophie Dorn erhält den Otokar-Fischer-Preis für die beste deutschsprachige germanobohemistische Arbeit. Das Buch zeichnet die Übersetzungsdebatten zwischen dem Deutschen und dem Tschechischen im 19. Jahrhundert nach und zeigt das Doppelgesicht der literarischen Übersetzung in einer Zeit, in der sich die europäischen Nationalliteraturen herauskristallisierten und konsolidierten. Übersetzung und Übersetzen, einerseits selbstverständlich, andererseits Gegenstand polemischer Diskussionen, erwiesen sich sowohl als notwendige Voraussetzung als auch als potenzielle Bedrohung für diese Entwicklung.
    Die Jury würdigt das essayistische Geschick, das theoretische Wissen und die argumentative Stärke, mit der die Publikation ihre Thesen belegt, etwa jene, dass die Entstehung von Konzepten der „Nation“ durch Übersetzungen erst möglich wurde. Die Autorin konzipiert „Übersetzungsbewegungen“ als Prozesse, deren ästhetische, soziale und wissenschaftliche Wirkungen sich nicht nur als Vermittlung zwischen sprachlichen Umgebungen beschreiben lassen, sondern auch in paradoxen Effekten und in vielen Richtungen gleichzeitig wirksam werden.
    Lena Dorn, geboren 1984, hat Slawistik und Geschichte studiert und arbeitet als Wissenschaftlerin, Übersetzerin, Autorin und Kuratorin. Sie lebt in Berlin und übersetzt Kinderbücher, Sachtexte, Lyrik und Prosa aus dem Tschechischen und Slowakischen. 2021 wurde sie mit dem Sonderpreis Neue Talente des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichnet.

  • 2024 Lenka Kerdová (winner): czech

    Malý Berlín ve Velké Praze. Pražská meziválečná architektura německy mluvících architektů / Klein-Berlin in Groß-Prag.

    Die Prager Architektur deutschsprachiger Architekten in der Zwischenkriegszeit

    Lenka Kerdová: Malý Berlín ve Velké Praze. Pražská meziválečná architektura německy mluvících architektů / Klein-Berlin in Groß-Prag. Die Prager Architektur deutschsprachiger Architekten in der Zwischenkriegszeit. Řevnice: Arbor vitae societas 2022
    Lenka Kerdová erhält den Otokar-Fischer-Preis für die beste tschechischsprachige germanobohemistische Arbeit. Die Monographie erörtert die Rolle der deutschen Architektur und, in einem breiteren Rahmen, den Einfluss des deutschen kulturellen Milieus auf das tschechische. Sie beschreibt ausführlich ausgewählte Arbeiten deutschsprachiger Architekten im Prag der Zwischenkriegszeit und zeigt deren stilistische Vielfalt, programmatisches Selbstverständnis und Inspirationsquellen auf.
    Die Jury würdigt nicht nur die gut lesbare und visuell gelungene zweisprachige Gestaltung des Buches, sondern vor allem die Art und Weise, wie es die wissenschaftlich zuverlässige Interpretation eines wichtigen Teils der Prager und tschechoslowakischen Architekturgeschichte mit relevanten Kontexten – dem Werk tschechischsprachiger Architekten, den Tendenzen der mitteleuropäischen Architekturmoderne und der allgemeinen Geschichte – verbindet.
    Lenka Kerdovágeboren 1988 in Jungbunzlau/Mladá Boleslav, ist Kunsttheoretikerin und Kuratorin. Sie studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Prag und Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag; weitere wichtige Stationen ihrer Ausbildung absolvierte sie bei Ruth Noack (Akademie der bildenden Künste in Prag) und Hans Scheirl (Akademie der Bildenden Künste Wien). Bis heute ist sie auch als freischaffende Künstlerin tätig. 2020 schloss sie ihre Promotion in Kunstgeschichte ab und ging als Visiting Fellow ans Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien, wo sie seither lebt.

  • 2022 Kateřina Čapková, Hillel J. Kieval (winner): german

    Zwischen Prag und Nikolsburg

    Jüdisches Leben in den böhmischen Ländern

    Kateřina Čapková und Hillel J. Kieval erhalten den Otokar-Fischer-Preis für die beste deutschsprachige germanobohemistische Arbeit. Der Band Zwischen Prag und Nikolsburg: Jüdisches Leben in den böhmischen Ländern legt der breiteren interessierten Öffentlichkeit erstmals in zugänglicher Form die Geschichte der böhmischen und mährischen Juden von der Frühen Neuzeit bis in die unmittelbare Gegenwart vor, auch unter Berücksichtigung des Alltags sowie des Lebens auf dem Lande oder in kleineren Städten. Die Jury würdigt besonders die Komplexität der behandelten Themen, die Kompaktheit und Stringenz der Argumentation sowie das beispielhafte Zusammenwirken des neunköpfigen internationalen Autorenteams, das hier nichts weniger als ein Standardwerk vorgelegt hat.

  • 2022 Marek Vajchr (winner): czech

    Strašidelné Čechy [Gespenstisches Böhmen]

    Marek Vajchr erhält den Otokar-Fischer-Preis für die beste tschechischsprachige germanobohemistische Arbeit. Otto von Graben zum Stein: Strašidelné Čechy ist eine kommentierte Auswahledition der in mehrfach erweiterten mehrbändigen Auflagen erschienenen Unterredungen von dem Reiche der Geister. Deren Autor Otto von Graben zum Stein, heute völlig vergessen, schildert farbenfroh populäre Lesestoffe, in großem Umfang auch aus Böhmen. Marek Vajchr übersetzt eine Auswahl aus den Bänden und kommentiert die typographisch schön gestaltete Edition gelehrt und doch unterhaltsam, ergänzt mit einem fundierten Vorwort.