Die Stipendiaten des Stifter-Stipendiums 2022
Zum zweiten Mal werden die Stifter-Stipendien für einen Residenzaufenthalt in Oberplan/Horní Planá (CZ) vergeben.
Ein tschechischer Autor und eine bayerische Autorin, Jan Němec und Sophia Klink, sind die diesjährigen Stifter-Stipendiaten, die für einen bayerisch-tschechischen Stipendiumsaufenthalt in Oberplan/Horní Planá (CZ) ausgewählt worden sind. Das Stipendium umfasst den einmonatigen Residenzaufenthalt (15.9.–15.10.2022) im Geburtsort Adalbert Stifters in Böhmerwald und ist mit 1.000 Euro dotiert.
Das Ziel der Stifter-Stipendien in ist es, der ausgewählten Autorin und dem ausgewählten Autor einen Raum für konzentrierte und kreative Arbeit zur Verfügung zu stellen und zwar im Böhmerwald, wo die deutsche und tschechische Kultur einander jahrhundertelang durchwirkt haben. Wofür nicht nur das Werk und Wirken von Adalbert Stifter stehen.

Jan Němec
Der Prosaautor, Literaturkritiker und Chefredakteur der literarischen Zeitschrift Host ist 1981 in Brünn geboren. Für seinen auch auf Deutsch veröffentlichten Roman Dějiny světla (2013; dt. als Geschichte des Lichts, Osburg Verlag 2019) über den Fotografen František Drtikol erhielte er den Europäischen Literaturpreis. Im Roman Možnosti milostného románu (Möglichkeiten eines Liebesromans, 2019) untersucht er entlang einer gescheiterten Beziehung die Grenzen autobiografischen Schreibens. Zuletzt erschienen seine Gespräche mit tschechischen Persönlichkeiten über Spiritualität und deren lebensverändernden Einfluss Znamení neznámého (Zeichen des Unbekannten, 2021, zusammen mit Petr Vizina). Nicht nur in Tschechien ist er ein erfolgreicher Autor – seine Bücher wurden bislang in fünfzehn Sprachen übersetzt.
Während des Residenzaufenthalts will er unter anderem an folgendem Projekten arbeiten: „Das erste ist ein Erzählungszyklus, der das Geschehen in der Ukraine reflektiert. Es ist meine Art und Weise, mich mit den Kriegsereignissen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig stelle ich mit Überraschung fest, dass ein geringer Abstand fürs Schreiben kein Problem darstellt. Es geht mir nicht direkt um Kriegserzählungen, eher um Tatsachen, die der Krieg sichtbar gemacht hat.“

Sophia Klink
Die Lyrikerin und Prosaautorin ist 1993 in München geboren. Nach einem Biologie-Studium an der LMU München promoviert sie dort in Ökologischer Mikrobiologie. Für ihr Werk erhielt sie mehrere Stipendien, u. a. das Münchner Literaturstipendium und das Nature Writing Stipendium der Stiftung Kunst & Natur.
In Oberplan/Horní Planá will sie an ihrem neuen Lyrik-Band arbeiten: „Ich könnte mir keinen passenderen Ort für die kommende Arbeit vorstellen als die Böhmische Landschaft mit ihren wilden Wäldern. Mich mit anderen Wortkünstler_innen auszutauschen und mit Adalbert Stifters Texten auseinanderzusetzen, stelle ich mir dabei als den idealen Nährboden vor, um meine Ideen noch weiter reifen zu lassen.“
Die Jury
Die Auswahl der Stipendiatinnen erfolgte auf tschechischer Seite durch die Mobilitätskommission des Tschechischen Literaturzentrums. Die Jury für die bayerische Seite bestand aus Slata Roschal (Lyrikerin, Literaturwissenschaftlerin und Stifter-Stipendiatin 2021), Patricia Preuß (Literaturhaus Oberpfalz | Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg) und Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein).
Das Stifter-Stipendium wurde vom Adalbert Stifter Verein in Kooperation mit der Mährischen Landesbibliothek, Sektion Tschechisches Literaturzentrum und der Zweigstelle des Regionalmuseums Český Krumlov/Krumau – Adalbert-Stifter-Geburtshaus ausgeschrieben. Der Residenzaufenthalt wird von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.